Bürger wollen Philipp Müller retten

von 23. Mai 2012

 Mit 25 Ja-Stimmen von SPD und CDU hatte der Stadtrat vor zwei Monaten die Umbenennung der Philipp-Müller-Straße in Willy-Brandt-Straße zugestimmt. Seit dem rumort es in der betroffenen Straße. Denn die Anlieger erfuhren erst aus der Presse von der Umbenennung.  Eine Initiative ortsansässiger Firmen kämpft nun gegen den neuen Straßennamen. Immerhin bedeutet die Umbenennung für sie erhebliche Mehrkosten für neue Visitenkarten, Briefpapier, Stempel und die Mitteilung der neuen Adresse an Kunden. Je nach Größe und Betätigungsfeld der Unternehmen ist von Kosten zwischen 2.000 und 10.000 Euro die Rede. „Das war eine Entscheidung über die Köpfe der Hallenser hinweg“, sagte Rechtsanwalt Hagen Schaarschmidt. Seinen Worten zufolge sind über 50 Unternehmen betroffen. „Und denen werden erhebliche Kosten auferlegt.“ Lorri King von der able-Sprachschule ergänzte, „wir haben keinen Vorteil aus der Umbenennung.“ Folgen für Arbeitsplätze befürchtet AWImmoware-Geschäftsführer Alexander Wolff. Sein Unternehmen habe den Break Even noch nicht erreicht. Zusätzliche Ausgaben schmerzen da umso mehr. Deshalb versuche man nun bei der Wirtschaftsförderung Gehör zu finden.  Nach Angaben von Hagen Schaarschmidt sei nun eine Flyer-Aktion geplant. Zudem sammele man weiterhin Unterschriften, auch per Online-Petition. Mehr als 200 Unterschriften sind in den letzten Tagen so schon zusammengekommen. Durch ihre Aktion hoffen die Initiatoren auch auf ein Umdenken im Stadtrat. Mit Oliver Paulsen (Grüne) und Rudenz Schramm (Parteilos/Fraktion Linke) waren zumindest zwei Vertreter anwesend. Schramm schlug, wie schon im Stadtrat, die Umbenennung der Osttangente vor. Paulsen hielte einen neuen Namen für die Emil-Abderhalden-Straße sinnvoll. Die Fraktionen wollen sich jetzt abstimmen, wie sie mit dem Thema weiter verfahren. Denn CDU und SPD haben zusammen nur 25 der 57 Ratsstimmen (56 Räte + OB). Dass eine Umbenennung noch zu stoppen ist, bewies im Jahr 2009 die von der Verwaltung geplante Umbenennung eines Teils der Straße „An der Petruskirche“. Nach Anwohnerprotesten hat die Stadtverwaltung die Pläne doch wieder ad acta gelegt.  Alle Beteiligten machten aber klar: sie sind nicht gegen eine Ehrung von Willi Brandt. „Aber der Name Philipp Müller hat keinen Makel“, so Hagen Schaarschmidt. Er verwies auch darauf, dass sich dessen Todestag ja am 11. Mai zum 60. Mal jährte.  Eine Umbenennung in Willi-Brand-Straße ist zum 20. Todestag im Oktober vorgesehen, teilte die Stadtverwaltung gegenüber HalleForum.de mit. Zuvor erfolgt die Ankündigung der Umbenennung im Amtsblatt. Ab dann können sich Anwohner mit Widersprüchen äußern.