Halle strukturiert den Sport um

von 26. März 2009

In den vergangenen Monaten hat HalleForum.de bereits mehrfach über die neue Sportstättenbenutzungssatzung berichtet. Seit Mittwoch ist das Papier in Sack und Tüten. "Das ist unser erster Aufschlag in der Neustrukturierung des Sports", sagte Sportdezernent Bernd Wiegand am Mittwoch im Stadtrat. Seit November vergangenen Jahres gab es zur Erarbeitung der Satzung intensive Gespräche zwischen Stadtverwaltung, Stadtsportbund und Stadtratsfraktionen.

Turnhallen und Sportanlagen werden nun den rund 180 gemeinnützigen Sportvereinen in Halle (Saale) künftig kostenlos zur Verfügung gestellt. Damit setzt die Stadt eine Landesverordnung um. Bislang haben die meisten Vereine für die Nutzung gezahlt, obwohl die Landesverordnung eine kostenlose Nutzung vorschreibt. Stadt und Vereine 1996 eine Vereinbarung unterschrieben und sich auf die Zahlungen geeinigt. Doch gerade mit Blick auf die drastischen Kürzungen bei den Freiwilligen Leistungen waren die Vereine dazu nicht mehr länger bereit.

Durch die neue Benutzungssatzung erhofft sich die Stadt auch eine bessere Bündelung der Sportarten und eine Absprache von Vereinen untereinander. Werden sich die Vereine nicht einig, dann vergibt die Stadt die Anlagen bei Kapazitätsengpässen nach Priorität. Vorrang hat dabei zunächst der Schul- und Dienstsport. Schwerpunkte setzt sich die Stadt nun in den Sportarten Kanu-Rennsport, Rudern, Behindertensport, Boxen, Judo, Kanu-Slalom, Leichtathletik (Wurf, Stoß, Lauf, Zehnkampf), Schwimmen, Turnen (männlich), Wasserspringen, Fußball (männlich), Handball (weiblich), Basketball (weiblich) und Eishockey. Andere Sportarten werden nachrangig behandelt. Andreas Hajek stellt in diesem Zusammenhang fest, dass die Rhythmische Sportgymnastik, die in Halle ein Leistungszentrum betreibt, in der Auflistung vergessen wurde. Orientiert hat man sich an den Leistungssportstrukturen des Landessportbundes (LSB). “Für die neue Olympiadekade wird es dann ein neues Konzept geben”, kündigte Thomas Godenrath von der städtischen Sportverwaltung an.

Mit der neuen Satzung sollen Vereine auch weiterhin die Möglichkeit bekommen, Sportanlagen zu pachten und sich selbstständig um diese zu kümmern. Derzeit machen 42 Vereine schon davon Gebrauch. Dadurch könnten möglicherweise durch die Eigenverantwortlichkeit auch Betriebskosten gespart werden, wie ein Beispiel beim VfL Halle 96 zeigt, wo Heiz- und Stromkosten deutlich gespart wurden. Das ist vielfach nicht der Fall, wenn die Stadt die Anlagen selbst betreibt und die Vereine nur Nutzer sind. Doch eine Verpachtung ermöglicht den Vereinen auch, selbst in die Anlagen zu investieren. Daneben gibt es bei einer Nutzung durch den Schulsport Entschädigungszahlungen und müssen sich die Vereine mit anderen Vereinen nicht um die Nutzungszeiten bewerben, sondern können frei über ihre Anlagen verfügen.

Die neue Satzung wurde mehrheitlich angenommen. Abgelehnt wurde hingegen ein Antrag der CDU, wonach Mitgliedsvereine des Stadtsportbunds bei der Auswahl bevorzugt werden sollen. Mehrere Räte bemängelten die dadurch entstehende Ungleichbehandlung. "Das ist Zentralismus. Die Vereine werden quasi gezwungen, in den SSB einzutreten", erklärte Sabine Wolff (Neues Forum). Andreas Hajek appellierte daran, das Gleichheitsprinzip aufrecht zu erhalten. "Die Bevorzugung ist nicht im Sinne der Gleichbehandlung", argumentierte auch Professor Dieter Schuh.

Abgelehnt wurden auch Pläne, wonach bei kommerziellen Wettkampfveranstaltungen mit mehr als 500 zahlenden Zuschauern eine Gebühr von 1 Euro je Zuschauer erhoben werden kann. Dietmar Weihrich (Bündnis 90 / Die Grünen) hatte vorgeschlagen, diesen Passus zu streichen. So komme das dadurch eingenommene Geld nicht dem Sport in der Stadt zu gute, sondern versickere im Verwaltungshaushalt. Das Geld solle lieber in den Vereinen belassen werden und dort dem Nachwuchs zugute kommen. Sportdezernent Wiegand hatte zuvor noch darauf hingewiesen, dass die Stadt verpflichtet sei, Einnahmen zu erzielen.