IHK-Konjunkturbericht zum vierten Quartal 2012

von 23. Januar 2013

„Die gegenwärtige Entwicklung ist weiter abwärts gerichtet. Aber es gibt erste Anzeichen, das der Abschwung ausklingen könnte“, analysiert Dr. Christof Wockenfuß, Leiter Standortpolitik bei der IHK. Denn bereinigt um saisonale Effekte hellten sich die Erwartungen der Unternehmen bereits das zweite Quartal in Folge etwas auf. „Wenn sich die Erwartungen weiter verbessern und sich auch in einer besseren Lage niederschlagen, dann könnte 2013 für die regionale Wirtschaft ein besseres Jahr werden als 2012.“ Es gebe allerdings auch schwächere Auftragseingänge der Industrie aus dem In- und Ausland sowie eher verhaltene Beschäftigungspläne. Das Thema „Energiepreise“ bleibe ebenso in aller Munde wie die Staatsschuldenkrise in der EU. „Im Umfeld dieser Konjunkturrisiken ist eine Trendwende zum Positiven zwar möglich, aber nicht sicher“, so Wockenfuß.

IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Thomas Brockmeier unterstrich: „Ein Aufschwung fällt nicht vom Himmel.“ So müssten vor allem die Infrastruktur-Bedingungen bei Stromnetzen und Verkehrswegen stimmen. Diese seien eine „maßgebliche Quelle, aus der sich unser Wohlstand speist. Die wichtigste Aufgabe der Politik ist es, dafür zu sorgen, dass diese Quelle nicht versiegt.“ Die Energiekosten, maßgeblich getrieben durch die politische Energiewende, bedrohten die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen. Nicht nur mit Blick auf das geplante Energiekonzept Sachsen-Anhalts betont Brockmeier: „Jetzt muss es um die wirtschaftlichen Aspekte der Energiewende gehen. Das heißt vor allem: Runter mit den politischen Kosten, Hände weg von immer höheren Ausbauzielen bei den erneuerbaren

Energien! Das EEG muss vom Kopf auf die Füße gestellt werden!“ Zudem müsse der Substanzverzehr bei Straße und Schiene gestoppt werden. „Der Verkehrshaushalt ist schlicht unterfinanziert. Das ist fahrlässig, denn es geht um wichtige Vorleistungen – auch für die Logistikregion Mitteldeutschland“, so Brockmeier.

Die Ergebnisse des IHK-Konjunkturberichtes im Einzelnen:

In der Industrie fehlen starke Impulse. Das Geschäftsklima stabilisiert sich mit 12,7 Punkten auf einem klar positiven, aber im Vergleich zu den vergangenen Jahren eher niedrigen Niveau. Lage und Erwartungen werden im Vergleich zum Vorquartal unverändert eingeschätzt. Die am Jahresende übliche Aufhellung fällt damit aus. Es wird eine weitere Verschlechterung der Gewinnlage gemeldet. Auch die Beschäftigungspläne entwickeln sich ungünstig. Stabil im positiven Bereich liegen hingegen die Investitionspläne und – trotz rückläufiger Auftragseingänge aus dem Ausland – die Exporterwartungen.

Das Baugewerbe profitiert weiter von einer „Flucht in Sachwerte“. Die Sonderkonjunktur setzt sich fort. Das Geschäftsklima bleibt mit 12,9 Punkten gegenüber dem Vorquartal fast unverändert und liegt erneut knapp über seinem Vorjahreswert. Auffällig ist die gute Lage: Der Saldo aus positiven und negativen Lageeinschätzungen erreicht 58,4 Prozentpunkte. Angesichts dieses historischen Spitzenwertes liegen die Geschäftserwartungen mit einem Saldo von -32,7 Punkten deutlich im negativen Bereich. Der Rückgang im Vergleich zum dritten Quartal ist allerdings nicht stärker als saisonal üblich.

Im Dienstleistungsgewerbe, das lange für Stabilität gesorgt hatte, sind erste deutliche Stimmungseintrübungen zu spüren. Der Geschäftsklimaindikator für die Branche halbiert sich im Vergleich zum Vorquartal und liegt aktuell bei nur noch 9,1 Punkten. Grund hierfür sind deutlich verschlechterte Erwartungen. Auch die Investitions- und Beschäftigungspläne entwickeln sich ungünstig und fallen per Saldo in den negativen Bereich. Bei den personenbezogenen verschlechtert sich die Stimmung stärker als bei den unternehmensbezogenen Dienstleistern.

Im Handel gibt es Licht und Schatten. Das Geschäftsklima verschlechtert sich auf -8,7 Punkte und liegt damit klar im negativen Bereich. Zugleich verbessern sich allerdings die Investitions- und Beschäftigungspläne. Erstere liegen sogar deutlich im positiven Bereich. Besonders schlecht ist die Stimmung im Kfz-Handel. Auch im Einzelhandel trübt sich die Stimmung ein, wenn auch nicht stärker als saisonal üblich. Im Großhandel ist die Stimmungseintrübung geringer und das Geschäftsklima insgesamt besser.

Im Verkehrsgewerbe stabilisiert sich die Stimmung. Der Geschäftsklimaindikator für die Branche liegt mit 3,8 Punkten knapp im positiven Bereich und damit über dem Vergleichswert aus dem Vorjahr. Dabei wird die Lage stabil eingeschätzt. Die Erwartungen verschlechtern sich zwar gegenüber dem Vorquartal, jedoch weit weniger als in einem vierten Quartal üblich. Somit deutet sich hier eine gewisse Stabilisierung an.