Jägerplatz: Öffentlichkeit nicht erwünscht

von 3. November 2010

Zum Ende des Schuljahres soll die Förderschule am Jägerplatz dicht gemacht werden. Am Mittwochnachmittag fand nun die gesetzlich vorgeschriebene Anhörung statt. Rund 40 Vertreter aus Schülerrat, Belegschaftsvertretern, Stadteltern- und Schulelternrat sowie Stadträte waren gekommen. Doch die Presse war nicht erwünscht. Zwar hätten die Eltern gern gesehen, dass auch die Medien an der rund 50 Minuten dauernden Veranstaltung teilnehmen. Doch Schulamtsleiter Gert Hildebrand schickte Vertreter von MZ und HalleForum.de wieder weg. “Nicht öffentlich”, so sein Kommentar. Eine Nachfrage bei Rechtsexperten brachte zwar noch keine genaue Lösung zutage. Nach einer ersten Durchsicht der Gesetze konnten diese jedoch keine Rechtsgrundlage entdecken. Und auch Gewerkschaftsvertreter werteten das Vorgehen kritisch.

Die deutlichsten Worte gegen die Schließung findet Elternvertreter Klaus Hänsel. Er wirft der Stadt vor, immer neue Gründe zu suchen, die Schule schließen zu können. Der neueste Grund sind die Schülerzahlen. Die liegen mit 78 unter der geforderten Mindestschülerzahl von 90. Doch diese Situation habe die Stadt mit ihrer Hinhaltetaktik erst geschaffen. Weil zum Stichtag am 25. Mai noch keine Aussage der Verwaltung zur Zukunft der Schule beim Landesverwaltungsamt vorlag, konnte dieses keine Schüler der Jägerplatzschule zuweisen. So haben zwar 14 Schüler die Schule verlassen. Doch neue Schüler kamen nicht nach. Und damit musste die Schule automatisch unter die Grenze fallen. “Hier geht es nicht mit rechten Dingen zu”, schimpfte Hänsel im Gespräch mit HalleForum.de. Selbst Geschwisterkindern sei der Gang zur Schule verwehrt worden. “Ein Skandal”, so Hänsel.

Ähnliche Worte findet auch Thomas Senger vom Stadtelternrat. Die Schülerzahl sei künstlich niedrig gehalten worden. Die Stadt wolle ihren Haushalt mit Hilfe von Schulschließungen sanieren. Mit der Schließung ergebe sich zudem eine unausgeglichene Standortverteilung der Förderschulen im Stadtgebiet. Und der Bildungsauftrag der individuellen Förderung werde durch die Schließung gefährdet.

Im Dezember soll der Stadtrat die Schließung endgültig beschließen. Knapp 166.000 Euro will die Stadt so einsparen. Allerdings bedeutet die Auflösung der Förderschule längere Schulwege. Deshalb fallen rund 25.000 Euro Fahrtkosten im Jahr an. Nach der Schließung als Förderschule will die Stadt das Gebäude weiterhin nutzen, zum Beispiel als Schülerwohnheim oder Kindertagesstätte.