Jeder 6. Schüler ohne Abschluss

von 8. Oktober 2010

In der Stadt Halle (Saale) verlässt rund jeder sechste Jugendliche die Schule ohne Abschluss. Das geht aus einer Studie der Bertelsmannstiftung hervor. Das ist die höchste Quote in ganz Sachsen-Anhalt. In dem Bundesland haben 12,1 Prozent keinen Schulabschluss, bundesweit waren es im Jahr 2008 – auf das sich die Studie bezieht – nur 7,5 Prozent.

„Es ist eine Katastrophe, dass so viele junge Menschen ohne Schulabschluss dastehen“, so Dr. Jörg Dräger, für Bildung zuständiges Vorstandsmitglied der Bertelsmann Stiftung. „Wir brauchen mehr individuelle Förderung in den Schulen und mehr Chancen auf eine anschließende Berufsausbildung.“

Der Untersuchung zufolge ist die Situation von Förderschülern besonders alarmierend. Je nach Bundesland erreichen zwischen 57 und 97 Prozent von ihnen keinen Hauptschulabschluss – in Sachsen-Anhalt sind es 76,5 Prozent. Als Folge stammt bundesweit mehr als die Hälfte der Jugendlichen, die 2008 die Schule ohne Hauptschulabschluss verlassen haben, aus Förderschulen. Knapp 27 Prozent besuchten die Hauptschule, die übrigen 20 Prozent verteilten sich auf andere Schulformen.

„Das Aussortieren und die getrennte Unterrichtung von Kindern und Jugendlichen mit besonderem Förderbedarf erzielt nur unzureichende Lernerfolge“, stellt Dräger fest, „nötig ist daher der konsequente Umbau in Richtung inklusive Schule.“ Gemeinsames Lernen auf differenzierten Niveaus nütze nach einschlägigen Untersuchungen allen: „Starke Schüler fallen in inklusiven Schulen nicht in der Leistung ab, erweitern aber ihre sozialen Kompetenzen.“
Bei den Hauptschulen ist die Lage dort besonders problematisch, wo die Schüler überwiegend aus sozial schwierigen Milieus stammen. Hier könne das Zusammenlegen unterschiedlich anspruchsvoller Bildungswege weiterhelfen, so Dräger. Er fügt hinzu: „Diese Schulen brauchen aber auch dringend zusätzliche Investitionen – entsprechend müssen wir die finanziellen Mittel vor allem dort einsetzen, wo die Herausforderungen am größten sind.“