Karikaturen aus dem Herzen Afrikas

von 14. Juni 2010

(una) Karikaturen sind Ausdruck des Zeitgeschehens. Mit Karikaturen werden Menschen aufs Korn genommen, vorrangig Menschen die im Fokus der Öffentlichkeit stehen. Und natürlich auch das Lieblingsthema Politik und die Menschen, die sie machen. Genau das kann seit Montag nun betrachtet werden in einer kleinen aber feinen Ausstellung im Nachbarschaftszentrum „Pusteblume“ in Halle-Neustadt.

Nach kurzer Einführungsrede von Michael Scherschel, Geschäftsführer SPI, sprach Dr. Karamba Diaby, Vorsitzender des Bundesintegrationsrates und Stadtrat der Stadt Halle. In seiner Rede zitierte er einen Satz von Albert Einstein: „Es ist einfacher einen Atomkern zu spalten als ein Vorurteil.“ Über Afrika gibt es leider noch sehr viele Vorurteile, man muss die Menschen aufrufen in Afrika hineinzuschauen, und das nicht nur oberflächlich. Als Beispiel brachte er einen tagesaktuellen Beitrag aus der Mitteldeutschen Zeitung über die Stadtteilmütter und Stadtteilväter. So wurden die Herkunftsländer der Menschen wie Vietnam, Türkei, Weißrussland oder Irak genannt. „Und ein Mensch, den wir alle kennen, kommt aus Südafrika. Ich dachte ich bin noch nicht richtig wach, als ich das heute Morgen gelesen habe.“, so Dr. Diaby. „Es ist ja die Art und Weise wie nach Afrika geschaut wird, ich habe geglaubt “der Mann kommt aus Sierra Leone“ wäre einfacher zu schreiben gewesen.“ Und das ärgert ihn. Damit sich das ändert, ist er froh über diese Ausstellung und hofft auf viele Gespräche zum Thema Afrika.
Viele Menschen sind arm, gerade in Afrika. Aber sie lachen gerne, so Dr. Maria Németh vom Dialog International e.V. Lachen verbindet; Lachen trennt – Wer lacht hat die Macht; verlacht werden die Mächtigen; lachen gehört aber auch zur Bewältigung der Trauer. Und „Lachen ist jedem zugänglich“, so Dr. Németh, das auch mit Hilfe von Karikaturen möglich ist. Dem schloss sich inhaltlich der Berliner Soziologe Iseewanga Indongo-Imbanda an, er stammt ursprünglich aus dem Kongo, „dem Herzen von Afrika“, wie er betonte. Begleitet wurde die Eröffnung musikalisch mit Koraklängen aus dem Senegal durch Kalilou Diebatè.

Zur Ausstellung:
Die Karikaturen der Ausstellung stammen aus Zentral- und Ostafrika; aus den Ländern Uganda, Kongo, Kenia und Tansania. Sie greifen mit ihrem ungeschönten Blick und spitzer Feder Themen auf, die gesellschaftliche Widersprüche und Konflikte reflektieren: Sie benennen dabei unerschrocken deren afrikanische und auch nichtafrikanische Urheber. Diese Themen umfassen lokalpolitische und weltpolitische Aspekte wie Emanzipation, Demokratieverständnis, Korruption, Armut, Aids, Globalisierungsfolgen und den Krieg, von denen die Länder dieser Region bereits seit vielen Jahren direkt oder indirekt betroffen sind. Darunter sind viele Themen, die auch Europa betreffen.
Mutig beleuchten die Künstler Ally Masoud und Sammi aus Tansania, Mr. Ras aus Uganda und Gado (Godfrey Mwampmbra) aus Kenia, um hier nur einige zu nennen, die Ursachen von Konflikten und karikieren in humorvoller bis ironisch-sarkastischer Weise deren Drahtzieher.

Neu ist diese Ausstellung nicht, sie existiert bereits seit dem Jahr 2001, entstanden für das Africa-Alive-Festival in Frankfurt am Main in Zusammenarbeit mit dem Museum der Weltkulturen im Rahmen eines Projektes vom Dialog International, Afrique Voisine. Als Wanderausstellung war sie bereits in zahlreiche Schulen und anderen Institutionen zu sehen. Nun ist sie im Nachbarschaftszentrum „Pusteblume“ noch bis zum 16.07.2010 zu besichtigen.



Jana Kirsch, Michael Scherschel, Dr. Maria Németh, Iseewanga Indongo-Imbanda, Dr. Karamba Diaby