Kita-Kinder lernen Deutsch und Englisch

von 8. Oktober 2010

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So ganz pünktlich konnte es nicht los gehen. Mit etwas Verspätung traf Oberbürgermeisterin Dagmar Szabados ein. Doch nach einigen Reden war es dann soweit: die neue Internationale Kindertagesstätte in der Herweghstraße wurde mit einem Banddurchschnitt offiziell eingeweiht. Zur Einweihung hatte das Stadtoberhaupt Badegutscheine für das Maya Mare mit dabei. Außerdem durfte sich die Kita über das englischsprachige Buch "Sightseeing through Halle" freuen – eine Stadtführung durch Halle, kindgerecht aufgearbeitet.

Geöffnet ist die Einrichtung schon seit dem 3. August. Die 50 Kinder haben seit dem schon ihre Räume in der vier Stockwerke großen Villa im Paulusviertel erobert. Im kommenden Jahr sollen weitere 25 Kinder in der Einrichtung aufgenommen werden, so Kita-Leiterin Kjersti Nichols-Kraus. Den Andrang beschreibt sie als enorm groß. Es habe doppelt so viele Anmeldungen wie Plätze gegeben. 45 Kinder kommen auch tatsächlich aus Familien mit so genanntem Migrationshintergrund, viele Wissenschaftler sind unter ihnen. Aus 25 verschiedenen Nationen kommen die Kinder. Eine spannende Arbeit für die insgesamt acht Erzieherinnen, darunter drei englische Muttersprachler aus den USA. Während die fünf deutschen Fachkräfte auch deutsch mit den Kindern reden, sprechen die drei Amerikanerinnen ausschließlich englisch mit den Kleinen.

“Wir suchen noch dringend einen weiteren Muttersprachler in Englisch”, sagte Kjersti Nichols-Kraus. Am liebsten sei ihr dabei eine Erzieherin. Denn bei den Muttersprachler gebe es das Problem mit der Anerkennung der Berufsabschlüsse. “Bei mir hat es drei Jahre gedauert”, sagte die Kita-Leiterin. Denn während in Deutschland die Lehre zur Erzieherin als Berufsausbildung organisiert ist, verlangen viele andere Länder ein Studium. Und so sind unter den drei Amerikanerinnen eine Psychologin, eine Erziehungswissenschaftlerin und eine Erzieherin. Um die Anerkennung der Abschlüsse zu erreichen arbeite man eng mit der Ausländerbehörde in Bonn zusammen.

Doch in der Kita ist nicht nur der Umgang mit der Sprache ein anderer. So gibt es keine Gruppenräume. Stattdessen wurden sechs thematische Raumbereiche eingerichtet. Die Kinder können sich selbst aussuchen, worauf sie gerade Lust haben. Und wenn drinnen gerade gar nichts los ist, dann kann man auch im Garten spielen. Dieses “offene Haus”-Konzept sei eines der Standbeine, so Nichols-Kraus. Auch die Internationalität und die bilinguale Erziehung gehören dazu. Teamberatungen fänden nur in Englisch statt, so die Leiterin. Ihr großes Ziel: die Kinder sollen in der Kita fremde Kulturen kennen lernen, die Akzeptanz gegenüber Fremden soll so gesteigert werden.

Jens Kreisel, Chef des städtischen Eigenbetriebs Kita, hob hervor, dass man mit der Einrichtung etwas für die Wissenschaft der Stadt tue. “Das bringt uns Vorteile im Kampf um gute Köpfe.” Der Zustrom sei so groß, dass man eigentlich schon an eine zweite internationale Kita denken könnte.

Ein Jahr lang war die alte Villa umgebaut worden. Ein zweites Treppenhaus musste aus Sicherheitsgründen her, die Zugänge wurden barrierefrei gestaltet. Und das 1891 erbaute Haus bot selbst den Bauarbeiten einige Überraschungen. Hinter einer Wandverkleidung fand sich ein raumhoher stuckverzierter Kamin. “Sogar das Kaminbesteck war noch vorhanden”, so Halles Kita-Chef Kreisel. Beim Innenausbau stießen die Bauarbeiten auf ein Herrenzimmer mit Holzvertäfelung an Wänden und Decke. Alles war hinter Zwischenwänden versteckt, wurde wieder aufgearbeitet und erstrahlt nun wieder in neuem Glanz. Aufgearbeitet wurde auch die Natursteinvertäfelung an den Wänden wurde aufgearbeitet , ebenso das historische Treppenhaus mit Holztreppe.

Doch ganz abgeschlossen sind die Arbeiten noch nicht. “Die Fassade wird noch erneuert, auch ein neues Dach kommt drauf”, führte Jens Kreisel aus. Die Villa stand Jahre leer. Schon früher war hier ein Kindergarten untergebracht, später eine Kneipp-Kita. Anschließend wollte ein privater Träger das Grundstück kaufen, doch diese Pläne scheiterten.

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