Planetarium wird zur Bühne für Ideen aus der Wissenschaft

von 22. Juni 2012

 Eine Expertenjury kürte am Abend des 21. Juni 2012 im Planetarium Halle zum Abschluss des Ideenwettbewerbs Scidea 2012 vier kreative Ideengeber aus der Wissenschaft. Studierende, Absolventen und Wissenschaftler aus den Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen in Sachsen‐Anhalt waren aufgefordert, ihre Ideen für innovative Produkte oder Dienstleistungen einzureichen oder Konzepte vorzulegen, wie sie Forschungen und Erfindungen kommerziell verwerten wollen. Insgesamt haben sich 59 Tüftler mit 30 Ideenpapieren am diesjährigen Wettbewerb beteiligt. Die besten vier Ideenpapiere wurden in den Kategorien „Innovative Dienstleistung” und „Innovatives Produkt” sowie mit dem Sonderpreis „Life Sciences” und einem „Publikumspreis“ mit Preisgeldern im Gesamtwert von 2.150 Euro ausgezeichnet. Ausgerufen wurde der Wettbewerb vom Hochschulgründernetzwerk Sachsen-Anhalt Süd, das Akademiker bei der Gründung unterstützt. Eröffnet wurde die Prämierungsveranstaltung unter dem Sternenhimmel des Planetariums von Professor Dr. Birgit Dräger, Prorektorin für Struktur und Finanzen der Martin‐Luther‐Universität Halle‐Wittenberg. Anschließend präsentierten zehn zuvor nominierte Ideenträger ihre Geschäftsideen auf effektvolle Weise in Form künstlerischer Spielszenen vor der Jury und den rund 80 geladenen Gästen. Dabei standen die Wissenschaftler vor einer großen Herausforderung. In nur einer Minute mussten sie ihre Idee für ein neuartiges Produkt oder eine Dienstleitung vorstellen und fachspezifische Besonderheiten und Anwendungsfelder ihrer Forschungsergebnisse einem fachfremden Publikum verständlich machen. In individuellen Trainings hatten sie dies zuvor mit Daniela Schober vom Unternehmenstheater Schoberspots einstudiert. Die hallesche Schauspielerin machte sich selbst vor zwei Jahren mit ihrem besonderen Angebot des Präsentationstrainings für Unternehmen selbstständig. Bei der an die Präsentationen anschließenden Jury‐Bewertung standen insbesondere der Ideengeber und das Entwicklungspotential seiner Idee im Zentrum der Aufmerksamkeit. Den mit 1.000 Euro dotierten Sonderpreis “Life Sciences” erhielt das Team um Nada Raddaoui vom Leibniz‐Institut für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung IPK Gaterleben. Die Chemiker und Biologen entwickeln ein Verfahren zur Markierung von Genen mit Hilfe der Click Chemie. Einsatz könnte die Methode, die bisherige Standards übertrifft, unter anderen in der Krebsdiagnostik und Genetik finden. Überreicht wurde der Preis von Dr. Werner Stuber von der BIO Mitteldeutschland GmbH. Motivation am Wettbewerb teilzunehmen war für die glückliche Preisträgerin vor allem die Meinung der Expertenjury. „Der Blick von außen in der frühen Phase der Ideenfindung war für uns wichtig. Wir wollten herausfinden, ob unsere Idee Potential hat und umsetzbar ist. Das heutige positive Feedback bestärkt uns, die Idee weiterzuentwickeln und die Methode für die Praxis anwendbar zu machen“, sagte die Projektleiterin und angehende Biologin, Nada Raddaoui. Als innovativstes Produkt wurde der Paro‐Ident‐Schnelltest zur Diagnose von Parodontitis mit 500 Euro Preisgeld prämiert. Eingereicht wurde das Papier von Dr. Antje Breitenstein und Anja Banke von der BioSolutions GmbH, einem An‐Institut der Martin‐Luther‐Universtität Halle (MLU). Mithilfe des innovativen Testkits können die Parodontitis verursachenden Bakterien innerhalb weniger Stunden und kostengünstiger als bislang nachgewiesen werden. Ein mobiles Schüler‐ und Kinderlabor, das in Schulen oder Kindergärten wissenschaftliche Experimente durchführt, ist die Idee von Dr. Nobert Naß von der MLU. Er überzeugte die Jury mit seinem Konzept und erhielt den ebenfalls mit 500 Euro dotierten Preis für die innovativste Dienstleistung. Beide Preise wurden gesponsert von der der Stadtwerke Halle GmbH im Rahmen der privilegierten Partnerschaft mit der Martin‐Luther‐Universität Halle‐Wittenberg. Ebenso der Publikumspreis mit einer Prämie von 150 Euro, über die sich das Team um Thi Nhat Phuong Nguyen, Doktorandin am Lehrstuhl für Thermische Verfahrenstechnik der MLU, freute. Ihre Idee ist es, pulverförmige Produkte, wie z.B. Kakao, in leicht dosierbare und vollständig lösliche Tablettenform zu bringen. Das dafür entwickelte Verfahren heißt Freeze‐Casting. Über den Publikumspreis stimmten die Gäste der Abendveranstaltung, darunter Vertreter aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft, die Teilnehmer des Wettbewerbs sowie die Sponsoren und Partner des Netzwerkes, vor Beginn der Preisverleihung per Stimmzettelwahl ab. Die 30 eingereichten Ideen waren im breiten Spektrum der Felder Life Sciences, IT/Web, Medien, Design, Gesundheit, Tourismus, Messtechnik, Beratung und Social Entrepreneurship angesiedelt. Veranstaltet wird der Ideenwettbewerb Scidea 2012 bereits zum vierten Mal vom Hochschulgründernetzwerk Sachsen‐Anhalt Süd. Ziel des Ideenwettbewerbs ist, Studenten, Absolventen, Forscher, wissenschaftliche Mitarbeiter, Doktoranden und Professoren aus den Hochschulen und Forschungseinrichtungen im südlichen Sachsen‐Anhalt für das Thema Selbstständigkeit zu sensibilisieren und für die wirtschaftliche Verwertung ihres Know‐hows zu motivieren. Seit der ersten Wettbewerbsrunde 2009 wurden aus 80 eingereichten Ideenpapieren 15 Ideen aus den Bereichen IT / Web, Biowissenschaften / Life Sciences und Medizin, Messtechnik, Dienstleistung sowie aus dem Bereich Design mit Schnittstellen zu anderen Branchen mit Preisgeldern von Sponsoren in Höhe von insgesamt 9.500 Euro prämiert.