Superintendent: Taktstock für Halles neuen Kirchenmann

von 20. Juni 2010

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Ausgerechnet das Wichtigste fehlte: die Urkunde. “Die hängt noch bei der Post auf dem Weg von Magdeburg nach Halle”, so Propst Martin Herche am Beginn der Veranstaltung. Mit einem Festgottesdienst in der Marktkirche wurde Halles neuer Superintendent Hans-Jürgen Kant in sein Amt eingeführt. Am 19. Februar hatte sich die Kreissynode mehrheitlich für den Theologen entschieden. Herche lobte die Gemeindeerfahrung des neuen obersten halleschen Kirchenmannes.

In seiner Einführungspredigt sprach Hans-Jürgen Kant von Begegnungen. “Begegnungen prägen uns. Sie führen unser Leben in die eine oder die andere Richtung.” Dies sei auch in seinem Leben so gewesen. “Wer weiß was wäre, wenn es in meiner Heimat Kühlungsborn keinen Jugendkreis gegeben hätte”, so Kant. Über ein Jugendkonvent begann der kirchliche Aufstieg des heute 50jährigen. “Begegnungen ermöglichen Veränderung. Ich wünsche uns beglückende Begegnungen. Lassen Sie uns offen sein für neue Erfahrungen.”

Beim anschließenden Empfang im Stadthaus überreichte ihm Andreas Schuster, der seit einem dreiviertel Jahr übergangsweise die Stelle des Superintendanten ausfüllte, einen Taktstock. Diesen hatte ihm der früheren Superintendant Eugen Manser in seinem Abschiedsgottesdienst übergeben. Schließlich sei ja der Kirchenkreis so etwas wie ein großes Orchester, meinte Schuster. “Unsere Partitur ist das Evangelium.”

Es folgten weitere Grußworte und Geschenke. Bürgermeister Thomas Pohlack lobte die Strukturreform der Kirche. Diese sei der Politik schon weit voraus. Thüringen und Sachsen-Anhalt seien in der Evangelischen Kirche Mitteldeutschlands bereits fest miteinander verbunden, und zum halleschen Kirchenkreis gehöre auch das frühere Saalkreis. “Zwiegespalten” sei man gewesen, erklärte ein Vertreter aus Kants bisheriger Pfarrgemeinde St. Johannis in Wernigerode. Traurig, dass man den Pfarrer verliere, aber auch stolz. Wernigerode sei so etwas wie die Kaderschmiede für Halle, meinte der Gemeindevertreter mit Blick auf viele andere Kirchenleute, die von Wernigerode nach Halle wechselten. Halberstadt Superintendentin Angelika Zädow verglich die Aufgaben, die Kant nun bevorsteht, mit denen von Fußballspielern. Libero, Verteidiger – alle Positionen kämen irgendwann einmal zum Einsatz. Und um sich auf dieses neuen Wirkungskreis vorzubereiten, gab es einen Fußball für Kant. Auch diverse kirchliche Institutionen der Saalestadt stellten sich vor. So konnten die Vertreter der Bahnhofsmissionen eine aus Salzteig gebackene Eisenbahn übergeben.

Hans-Jürgen Kant wurde am 14.08.1959 im Ostseebad Kühlungsborn geboren, ist seit 1987 mit der Schulpfarrerin Simone Carstens-Kant verheiratet. Er hat drei Töchter: Juliane (22, Medizinstudentin), Henrike (19, Theologiestudentin), Lisa-Sophie (17, Gymnasiastin). Doch vor seinem Werdegang als Kirchenmann stand eine Ausbildung als Apothekenfacharbeiter an, anschließend war er Bausoldat in Prora / Rügen. 1980 folgte das Vorausbildungsjahr für das Theologiestudium in Leipzig, das er von 1981 bis 1987 am Theologischen Seminar Leipzig absolvierte. Es folgte von 1987 bis 1989 ein Vikariat in Neustrelitz, bei der Evang.-Luth. Landeskirche Mecklenburg sowie das 2. Theologische Examen. Bis 1997 war er Dorfpfarrer in Röcken bei Weißenfels, zwischen 1997 und 2000 Superintendent im Kirchenkreis Wernigerode und Pfarrer an der Stadtgemeinde St. Johannis Wernigerode, anschließend war er ab 2000 stellvertretender Superintendent im fusionierten Kirchenkreis Halberstadt.

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