Uni Halle schaut nach Hessen

von 16. April 2010

Immer weniger Schüler gibt es bei uns in Sachsen-Anhalt. Um ihre Studierendenzahl zu halten, geht die Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg seit einiger Zeit neue Wege und hat bereits mehrere Prime-Gymnasien. Nun blickt die MLU erstmals über die Landesgrenzen hinaus. Nächste Woche wird ein Vertrag mit der Jakob-Grimm-Schule in Rotenburg an der Fulda in Nord-Hessen unterzeichnet.

"Unser Projekt Prime-Gymnasien bekommt langsam aber sicher eine überregionale Dimension", sagt MLU Rektor Professor Wulf Diepenbrock. Schließlich sei erst vor zwei Monaten die Kooperation mit dem Dr.-Carl-Hermann-Gymnasium Schönebeck in der Magdeburger Börde besiegelt worden. "Das beachtliche Netzwerk wächst kontinuierlich. Wir wirken damit dem besorgniserregenden Mangel an qualifizierten Studienbewerbern, insbesondere in den technisch-naturwissenschaftlichen Disziplinen, entgegen."

Die Partnerschaft mit der Jakob-Grimm-Schule sei besonders erfreulich, so der Rektor. "Immerhin haben bereits zahlreiche Oberstufenschüler aus Rotenburg unsere schöne Universität kennen gelernt." In diesem Jahr kommen bereits zum dritten Mal die Schüler der Jahrgangsstufe 12 zu Erkundungstagen nach Halle und werden dort aus erster Hand informiert, unter anderem von den Studienbotschaftern der Universität (15. bis 17.06.2010).

"Im Hinblick auf Studierende aus Hessen besteht bei uns aber noch Nachholbedarf", ergänzt Diepenbrock. Von aktuell rund 17.300 MLU-Studierenden kommen knapp über 200 aus diesem Bundesland. Allerdings stammte im vergangenen Wintersemester immerhin schon jeder fünfte deutsche Neustudent aus den alten Bundesländern (im Vorjahr jeder achte).

Seit 2008 geht die Martin-Luther-Universität neue Wege in der Vernetzung mit Schulen. Der MLU ist es ein wesentliches Anliegen, die Zusammenarbeit mit Gymnasien zu intensivieren. Sie will möglichst viele Schüler für ein Universitätsstudium begeistern und auf den Hochschulalltag vorbereiten, hochbegabte Schüler über ein Frühstudium fördern und Studierende für das Lehramt an Gymnasien bei der schulpraktischen Ausbildung unterstützen. Die in der speziellen Kooperationsform mit der Universität verbundenen Schulen führen die Bezeichnung "Martin-Luther-Universität Prime-Gymnasium".

"Die Martin-Luther-Universität hat uns ein Vorzugsangebot unterbreitet, das wir gerne annehmen", sagt Friedhelm Großkurth, Direktor der Jakob-Grimm-Schule. "Diese Partnerschaft passt sehr gut zu unseren Unternehmungen im Bereich berufliche Orientierung. Wir wollen unseren Schülern vertiefte Einblicke in die Möglichkeiten und Grenzen universitären Lernens geben. Das können wir nun mit einem potenten Partner noch besser umsetzen." Die Schüler müssten lernen, universitäre Angebote sondieren und sortieren zu können. "Die Voraussetzungen dafür möchten wir ihnen dauerhaft unter verlässlichen Bedingungen bieten."

Am kommenden Donnerstag erhalten die Schüler der Jahrgangsstufe 12 Informationen von der Allgemeinen Studienberatung der Universität. Wulf Diepenbrock trifft sich währenddessen mit den Verantwortlichen und den Schülern eines Marathon-Projekts. Unter dem Motto "Der Lauf deines Lebens" bereitet die MLU-Studierende Carola Hobert (Sport und Ernährung sowie Angewandte Sportpsychologie) im Rahmen ihrer Masterarbeit 16 Schüler der Jakob-Grimm-Schule auf den Frankfurt-Marathon am 31. Oktober vor. Unterstützt werden die Teilnehmer auch vom Institut für Leistungsdiagnostik und Gesundheit an der MLU.

Die Jakob-Grimm-Schule ist eine Gesamtschule mit gymnasialer Oberstufe. Sie versteht sich als Regional- sowie als Umweltschule und hat zahlreiche internationale Kontakte geknüpft (Partnerschulen in Schweden, Ungarn, Polen und den USA). 1560 Schüler besuchen die Jakob-Grimm-Schule, rund 1000 davon im Gymnasialzweig.