Wissenschaft zum Anfassen

von 3. Juli 2010

[fotostrecke=45] Unter dem Motto “Wissenschaft zum Anfassen” fand die mittlerweile 9. Lange Nacht der Wissenschaften statt. Wieder öffneten sich sonst verschlossene Türen zu Laboren, Instituten, Museen, Kliniken und Bibliotheken. Am Ende konnte die Martin-Luther-Universität als Veranstalter eine positive Bilanz ziehen. Auch wenn es draußen hochsommerlich warm war und König Fußball lockte, kamen 4.500 Besucher. 500 mehr als im Vorjahr. Das Publikum war dabei auffallend jung. Viele Familien nutzen den Abend für einen Rundgang mit ihren jüngeren Kindern, während die etwas älteren Kinder sich auf eigene Faust los machten. Eine Gruppe Neunklässler ließ sich am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung erläutern, wie Bodenproben aus Flüssen und Seen entnommen werden. Doch sie durften sich auch selbst ausprobieren, eine Bohrung nehmen. Zwar nicht an einem See oder Fluss, aber mit echtem Saaleschlamm. Den hatten die UFZ-Mitarbeiter eigens für die Wissenschaftsnacht geholt und ein kleines Probegewässer errichtet. Um die Ecke ging es um Fledermäuse. Ein Wissenschaftler erläuterte, wie das so ist mit dem Ultraschall. Fledermäuse können damit allerhand anstellen, sich zum Beispiel orientieren und auf diese Weise die Umgebung erkennen. Sie nutzen ihren Ultraschall aber auch um festzustellen, ob ihre Beute – zum Beispiel ein Schmetterling – sich entfernt oder drauf zufliegt. Und dann gab es noch ein Experiment, bei dem die Erwachsenen “alt” aussahen. Denn mit der Zeit lässt das Gehör nach und während die Kinder das Geräusch wahrnehmen konnten, war bei den Erwachsenen Stille. Aufgeklärt wurde auch noch, warum es in Dresden die Diskussion um die Waldschlösschenbrücke abseits des Weltkulturerbes gab. Der Bau zerstöre Orientierungspunkte der Fledermäuse. Während ganz Halle schwitzte, wurde es im Max-Planck-Institut für Mikrostrukturphysik frostig. Bis zu Minus 269 Grad. Spannende Experimente mit trockenem Eis, flüssiger Luft und schwebende Magneten gab es. Doch die Wissenschaftler am Max-Planck-Institut gingen auch den Fragen nach, warum Blitze nicht gerade sind und ob man mit Wassertropfen Hochspannung erzeugen kann. Nicht nur zuschauen, sondern auch mitmachen konnte man am Institut für Biochemie und Biotechnologie. Eigene Salben herstellen, oder an einem altertümlichen Gerät zur Tablettenherstellung selbst Pillen pressen. Strom kommt aus der Steckdose? Naja, fast. Die Leopoldina präsentierte Experimente und Vorführungen zur Energieforschung des 18. zum 19. Jahrhundert. Außerdem wurde gezeigt, wie man mit einfachsten Mitteln eine Batterie bauen kann. Cola, Salz, Alufolie und Geldstücke sind die Grundzutaten. Aber von irgendwo muss der Strom ja auch kommen. Zum Beispiel durch die Hilfe der Sonne. So konnten die etwas größeren Kinder, aber auch die Erwachsenen bei der Leopoldina ihre eigene Solarkugel aus Solarzellen, Akku und LED zusammenbauen. Ein Brand bei den Südasienwissenschaften brachte das Programm der Wissenschaftsnacht etwas durcheinander. Einige Aktionen wie Fotoimpressionen aus Südasien und Japan, Indische Spezialitäten und das Namen schreiben auf Bengali, Hindi und Japanisch wurden kurzerhand auf den Uniplatz verlegt. Alle anderen Veranstaltungen am Institut wurden abgesagt. Wer zwischendurch etwas Ablenkung von alle der Wissenschaft brauchte, für den gab es Live-Musik zum Beispiel am Uniplatz, Akrobatik an der Weinberg-Mensa, ein Fußball-Turnier auf dem IAMO-Gelände und ein Computer-Turnier am Institut für Informatik, dort wurde Mühle am Rechner gezockt. Und auch für das leibliche Wohl war vielerorts gesorgt, Bier, Frischgegrilltes und hier und da auch manch Spezialität wurde angeboten. Am Ende waren die Macher zufrieden. “Die Lange Nacht der Wissenschaften hat deutlich gemacht, wie Forscherinnen und Forscher die Welt, in der wir leben, mitgestalten”, sagte Leopoldina-Präsident Prof. Dr. Jörg Hacker, Schirmherr der Veranstaltung. “Trotz Fußball-Weltmeisterschaft und großer Hitze strömten Jung und Alt in die Labore und Vortragssäle der halleschen Wissenschaftseinrichtungen. Das ist ein großer Erfolg.” Rektor Wulf Diepenbrock zeigte sich sehr zufrieden mit dem Verlauf der Wissenschaftsnacht: “Der Wissenschaftsstandort Halle hat einmal mehr unter Beweis gestellt, welche Vielfalt und Attraktivität er zu bieten hat. Zahlreiche interessierte Gäste trafen auf engagierte, auskunftsfreudige Forscher. Die Lange Nacht der Wissenschaften ist aus dem sommerlichen Veranstaltungsreigen in Halle nicht mehr wegzudenken.”