Blütenreigen und Farbenpracht

von 26. November 2009

Anfang nächsten Jahres wird die Moritzburg in Halle (Saale) geschlossen. Baumängel müssen beseitigt werden. Zuvor gibt es aber noch eine Sonderausstellung. Gezeigt werden Werke des Malers Carl Adolf Senff (1785 Halle – 1863 Ostrau).

1809 entschloss sich Senff, nur noch Künstler zu sein, 1909 zeigte Max Sauerlandt, der Gründungsdirektor des Museums in der Moritzburg, erstmals den ganzen Reichtum des Schaffens dieses Künstlers. 2009 muss für Adolf Senff nichts mehr bewiesen werden, denn im Kontext von 200 Jahren wird deutlich, wie weit seine Malerei über die genreüblichen Darstellungsweisen zwischen Klassizismus und Romantik hinausragt. Neben qualitätvollen Porträts gehören dazu vor allem die Blumenstudien, eine Werklinie von höchster Subtilität und Eigenart, die auch 100 Jahre nach der Wiederentdeckung des Künstlers durch Sauerlandt noch immer das Publikum erstaunt und erfreut.

Blumen, sonst Gegenstand von biedermeierlichen Idyllen und Innigkeitsmetaphern, werden bei Senff in den Rang reiner Kunstanlässe gehoben. Akribisch gemalte Blüten, die jeder botanischen Zuweisung standhalten, füllen meisterhaft komponierte Blätter, denen trotz ihrer Detailtreue alles pedantisch Trockene fehlt. Sie entfalten sich zu Wesen einer symbolfernen, rein poetischen Anschauung.

Adolf Senff hatte sich erst nach seinem Theologiestudium, das er 1808 in Halle absolvierte, der Kunst zugewandt. Von Förderern bestärkt, wurde der junge Zeichner 1809 als Hauslehrer für die Söhne des Malers Gerhard von Kügelgen in Dresden bestellt und fand so erste Kontakte zu den Protagonisten der Romantik. 1816 zog Senff nach Rom, wo er bis 1848 im Umkreis der Nazarener sein Werk entwickelte. Ab 1825 entstanden neben den religiösen Darstellungen jene Hunderte von Blumenbildern, die ihm den Ehrennamen „Raffaele dei fiori“ (Blumenraffael oder Raffael der Blumen) einbrachten.

Die Ausstellung aus dem Bestand der Stiftung Moritzburg wird am Samstag, dem 28. November 2009, um 15 Uhr, im Nordflügel der Moritzburg eröffnet.

Adolf Senff – „Blütenreigen und Farbenpracht“ ist die letzte Sonderausstellung im Erweiterungsbau der Moritzburg vor der anstehenden Teilschließung, die in diesem Bereich ab dem 25. Januar 2010 vorgesehen ist. Während der zweimonatigen Baumaßnahmen sind die Dauerausstellungen Moderne Eins und Zwei mit der Feininger-Empore sowie das Turmkabinett Albert Ebert im Erweiterungsbau nicht zugänglich. Das historische Talamt mit den Wehrgängen, der Kuppelsaal und die Gotischen Gewölbe der Moritzburg sind von der Teilschließung nicht betroffen. Die dort ausgestellte Kunst des 19. Jahrhunderts wird durch einen Sonderbeitrag mit Zeichnungen und Grafik aus dieser Epoche erweitert.