Franckesche Stiftungen eröffnen neues Themenjahr

von 26. März 2011

Die Franckeschen Stiftungen haben am Samstagmittag mit einem Festakt ihr diesjähriges Themenjahr eröffnet. In diesem Jahr stehen die transatlantischen Beziehungen zwischen Deutschland und Amerika im Mittelpunkt. Impulsgeber ist der Theologe Heinrich Melchior Mühlenberg, der vor 300 Jahren geboren wurde und der als Patriarch der Lutherischen Kirche in Nordamerika beiderseits des Atlantiks verehrt wird.

Interesse für die “Neue Welt” hegte schon August Hermann Francke, wie der Direktor der Franckeschen Stiftungen, Thomas Müller-Bahlke, in seiner Begrüßungsrede sagte. So habe dieser sich für Klima, Flora, Fauna aber auch für die Religionsausübung interessiert. “Doch erst eine Generation später wurde es eine feste Beziehung zwischen Halle und Amerika”, so Müller-Bahlke. Viele Kirchenmänner seien in den USA gescheitert. Mühlenberg aber habe in Halle das Rüstzeug das halleschen Pietismus erlernt und stehe nun für den Aufbau eines funktionierenden Luthertums in den USA. “Er hat die erste vom Staat unabhängige Lutherische Kirche ins Leben gerufen.” Seine diplomatischen Fähigkeiten mögen ihm dabei geholfen haben. Damit habe Mühlenberg einen nicht unwesentlichen Beitrag zur Entstehung einer freiheitlich-demokratischen Gesellschaft in den USA geleistet.

Grußworte richtete auch der Kulturattachés des Generalkonsulats der Vereinigten Staaten von Amerika in Leipzig, James Seward, an das Festpublikum. Dabei erinnerte er an die bereits lange Zeit bestehenden Verbindungen zwischen den USA und Deutschland. 1683 seien die ersten deutschen Siedler nach Pennsylvania gekommen. “Die religiöse Freiheit war ein Impuls für viele Siedler.” Viele Deutsche hätten in Amerika ihre Spuren hinterlassen. Da sei Carl Schurz genannt, der erste gebürtige Deutsche im Senat der Vereinigten Staaten. Jeans-Erfinder Levi Strauss oder Brooklyn-Bridge-Architekt John August Roebling kamen ebenso aus Deutschland. Doch auch die Mühlenberg-Söhne hinterließen ihre Spuren in Amerika. Einer wurde der allererste “Speaker of the house” und hat in dieser Funktion die 'Bill of Rights' unterzeichnet. Ein weiterer Sohn war General an der Seite von General George Washington. Und dann erinnerte Seward noch daran, dass viele Deutsche ja an der Seite der Nordstaaten gegen die Sklaverei im Süden Amerikas gekämpft haben.

Für “Bildung, Kultur und Internationalität” stünden die Franckeschen Stiftungen, sagte Kultusministerin Birgitta Wolff. Sie berichtete von ihren eigenen Beziehungen nach Amerika. So sei ihre Schwester mit einem Amerikaner verheiratet. Der heiße auch noch “Panzer” (Aussprache: Pänzör). Viel hätten die Amerikaner von Deutschen gelernt. Doch eines könnten die Deutschen auch von Amerika lernen. Dort gebe es das “Pursuit of Happyness”, ein “Recht nicht beglückt zu werden, sondern selbst nach Glück zu streben.” “Immer aktuell” sei das Jahresprogramm der Franckeschen Stiftungen, lobte Oberbürgermeisterin Dagmar Szabados. Es sei eine Freude zu sehen, wie sich die Stiftungen immer wieder in gesellschaftliche Dinge einmischen.

Die Festrede hielt Ulrich Blume, Präsident des Instituts für Wirtschaftsforschung in Halle. Und der fand einige kontroverse Worte. Er selbst habe 1976 die Chance gehabt, mit George Bush Senior zu sprechen. Den habe er gefragt, warum Amerika Europa verteidige. “Weil in Europa unsere Wurzeln liegen. Ohne Europa fehlt unsere Geschichte”, habe dieser geantwortet. Blum hob hervor, dass die Verfassung der USA sogar Technologie enthält, die technische Normung. Die amerikanische Technologie mache vieles möglich, auch den Antimamerikanismus. “Wie würde wohl ein französisches Google oder chinesisches Twitter aussehen”, fragte er in die Runde. Auch seien durch in den USA entwickelte Technik die zentralistischen Systeme unter Druck geraten. Blum lobte den Sherman Antitrust Act, ein Gesetz gegen Kartelle, das Machtballung verhindern solle. Dabei erinnerte er an die Zerschlagung des Rockefeller-Imperiums und Standard Oil. “Der Amerikaner lehnt die Bevormundung durch Staat und Unternehmen ab.”

Im Anschluss eröffnete Kustos Claus Veltmann die neue Ausstellung zu Heinrich Melchior Mühlenberg. Auf Informationstafeln wird die Beziehung der Franckeschen Stiftungen nach Amerika dargestellt. Am 1. Mai eröffnen die Stiftungen zudem ihre Jahresausstellung “Freiheit, Fortschritt und Verheißung. Blickwechsel zwischen Europa und Nordamerika”. Außerdem gibt es am 26. Juni das Amerikafest “Fliegender Pfeil”.