Hallesche Bühnen sollen für Besucher attraktiver werden

von 5. Dezember 2010

Das Thalia Theater in Halle (Saale) ist gerettet. So verlautbarte es in den letzten Tagen. Der Aufsichtsrat der Theater, Oper und Orchester GmbH Halle hat seinen Schließungsbeschluss rückgängig gemacht. Ein bis ins Jahr 2016 geltender Haustarifvertrag soll nun abgeschlossen werden. Die Mitarbeiter der halleschen Bühnen verzichten auf einen Teil ihres Gehalts, im Gegenzug kann das Thalia weiterspielen.

Doch Oberbürgermeisterin Dagmar Szabados hat schnell deutlich gemacht, dass es für eine endgültige Rettung auch einer langfristigen Förderzusage des Landes bedarf. Das Land möge seine Förderanteile von bisher 11,4 Millionen Euro stabil halten. In einem Schreiben an Kultusministerin Birgitta Wolff hat die Oberbürgermeisterin nun das stärkere Engagement eingefordert. Auch wenn im Brief ein kleiner Fauxpas passiert ist – dort steht 11,4 Euro statt 11,4 Millionen Euro – ist das Grundanliegen klar: Das Land soll mindestens bis 2016 jene Summe pro Jahr überweisen, die jetzt schon fließt.

Doch wie realistisch ist das? Mehr als eine persönliche Absichtserklärung sei nicht machbar, sagt Kultusministerin Birgitta Wolff. “Meine persönliche Absichtserklärung ist aber letztlich politisch wenig belastbar, erst recht, da wir vor der Aushandlung der nächsten Förderverträge ja auch noch eine Landtagswahl haben”, meint Wolff. Schließlich liege das Haushaltsrecht beim Landtag. “Insofern helfen symbolische Akte nur begrenzt.”

Laut Wolff könne nur der Landtag eine Förderzusage über den jetzigen Vertragszeitraum hinaus treffen. Und die Landtagsabgeordneten müssen das ganze Land im Blick haben. Im kommenden Jahr werden die neuen, ab 1. Januar 2013 geltenden Theaterverträge ausgehandelt. “Der Antrag der Stadt Halle wird dabei selbstverständlich berücksichtigt”, betont Wolff, weist aber auch darauf hin, dass derzeit viele Theater- und Orchesterträger Probleme haben, die laufenden Kosten ihrer Einrichtungen nach 2012 abzusichern. Deshalb werde sich das Land möglicherweise bei der zukünftigen Finanzierung nach 2012 auch kommunalaufsichtlich beraten lassen. “Es wird auch zu entscheiden sein, wie hoch der Landesanteil an welchem Standort sein soll. Aussagen über die Höhe der künftigen Mittelbereitstellung sind darum zum jetzigen Zeitpunkt nicht möglich”, so Wolff. Man habe im Kultusministerium aber durchaus Ideen zur Verbesserung der Konstruktion der Förderverträge, um beispielsweise andere Finanzquellen einzubeziehen. “Das werden wir dann mit allen Beteiligten besprechen und aushandeln. Dennoch kann es jetzt keine verbindliche Aussage zur genauen Höhe der künftigen Förderbeträge für alle unsere Theater- und Orchesterpartner bzw. deren Träger geben.”

Deutliche Worte findet die Ministerin zum Schreiben der Stadt. “Ich muss einräumen, dass momentan von der Stadt Halle eine Finanzierungssicherheit für ein möglicherweise nicht haltbares Modell gefordert wird.” So gebe es keine Aussagen zu notwendigen und vor allem gewollten Schritten, wie in Halle tragfähige Strukturen geschaffen werden können. Die Stadt fordere vom Land, “das "Überleben" eines Modells zu sichern, dass bei gegenwärtiger Betrachtung selbst bis 2012 kaum gesichert erscheint.” Sie wisse, dass es im halleschen Stadtrat nun entsprechende Überlegungen zu einer besseren Struktur gibt. “Dort ist unseres Erachtens auch der Ort für entsprechende Entscheidungen. Denn das Land hat der Stadt Halle mit der vertraglichen Zuweisung der finanziellen Fördermittel nicht vorgeschrieben, wie die Mittel auf die einzelnen Einrichtungen verteilt werden.”

Nicht gerade für Halle spricht derzeit die Erfüllung beziehungsweise Nichterfüllung der laufenden Theaterverträge. Die nämlich fordern von der Theater, Oper und Orchester GmbH eine Mindestbesucherzahl von 300.000 pro Spielzeit. Davon sind die halleschen Bühnen jedoch weit entfernt, 240.000 Gäste kamen in der letzten Spielzeit. Dazu kommen Schlagzeilen, die auch im Kultusministerium bekannt sind. Am unwirtschaftlichsten ist die hallesche Oper, hoch subventioniert. Solche Überschriften seien für Sachsen-Anhalt als sogenanntes "Nehmerland" im bundesweiten Finanzausgleich immer ganz schlecht, betont Wolff. Sie würden gleich wieder “zur Infragestellung der Finanzhilfe der westlichen Bundesländer führen.” Für die Ministerin ist das Hauptproblem “die Relation von Kosten und Besucherzahlen.” An der Finanzfront müsse man deshalb eigentlich gar nicht primär kämpfen, “sondern vor allem auch überlegen, wie die Angebote so weiterentwickelt werden können, dass sie auch vom Publikum hinreichend überzeugend angenommen werden. Aber ich bin sicher: Auch dazu gibt es Überlegungen beim Management der GmbH und im Stadtrat.”