„Gottesfurcht heißt, das Böse zu hassen“

von 15. Februar 2017

Menschen beten, tanzen und singen gemeinsam. Das Erlebnis ist intensiver und unmittelbarer als in vielen anderen Kirchen in Halle an der Saale. Einige Gläubige verfallen denn auch in Ekstase, recken ihre ausgebreiteten Arme mit offenen Handflächen nach oben oder knien auf dem blanken Boden nieder. Die Prediger wechseln und befassen sich jede Woche mit einem anderen Thema. Natürlich geht es immer um die Beziehung zu Gott und um Gott selbst. Die Menschen harren sehr lange aus, verfolgen geduldig das Programm, kommen aber auch selbst ans Mikrofon, um über ihren Glauben zu sprechen. Viele Kinder sind dabei. Zur Lobpreisung des Herrn spielt eine Band, so dass es beinahe zugeht wie auf einem Rock-Konzert. An der Wand hinter Gitarre, Keyboard und Schlagzeug sind zwei Leinwände für die Projektion der Liedtexte in Karaoke-Manier. Die zumeist englischen Titel sind immer auch ins Deutsche übersetzt. Wer hier mitmacht, soll wissen, worum es geht und mitgehen Zeile für Zeile.

Am 12. Februar 2017 ging es der Predigt um Gottesfurcht. Der Prediger sprach davon, was unter der Furcht Gottes zu verstehen ist. In der Aufzählung sagte er auch, dass die Furcht Gottes „heißt, das Böse zu hassen“. Ein ärmlich begleiteter Mann aus der hintersten Reihe verließ daraufhin den Saal. Gott und Hass – das ging für ihn nicht zusammen. Der Prediger konnte sich auf den Bibelspruch 8 Vers 13 berufen: „Die Furcht des Herrn ist: das Böse hassen.“

Für den unabhängigen Beobachter stellte sich die Frage, die in den vergangenen 15 Jahren quasi ausschließlich den Moslems gestellt wurde: Ist diese Religion wirklich eine Botschaft des Friedens oder führt sie zu Gewalt? Wie mit dem Bösen zu verfahren wäre, ist in der Bibel an etlichen Stellen zu finden. So heißt es in der 3. Mose 18, wo es um das Verbot sexueller Beziehungen im Familienkreis geht, um Homosexualität und Sodomie: „Denn alle, die solche Gräuel tun, werden ausgerottet werden aus ihrem Volk.“ Wer außerhalb der Ehe verkehrt, soll laut 5. Mose 22 gesteinigt werden und dabei wird explizit das Böse erwähnt: „Wenn eine Jungfrau verlobt ist und ein Mann trifft sie innerhalb der Stadt und schläft bei ihr, so sollt ihr sie alle beide zum Stadttor hinausführen und sollt sie beide steinigen, dass sie sterben, die Jungfrau, weil sie nicht geschrien hat, obwohl sie doch in der Stadt war, den Mann, weil er seines Nächsten Braut geschändet hat; so sollst du das Böse aus deiner Mitte wegtun.“ (23, 24) Die Steinigung ist laut Bibel auch recht, wenn ein Sohn seinen Eltern nicht gehorcht und sich selbst nach Züchtigungen nicht beugt: „… dann sollen ihn steinigen alle Leute seiner Stadt, dass er sterbe, und du sollst so das Böse aus deiner Mitte wegtun, dass ganz Israel aufhorche und sich fürchte.“ (5. Mose 21, 18-21)

Wer das Wort „böse“ bei bibelserver.com eingibt, findet das Wort 501 mal in der Bibel. „Das Böse“ liefert 45 Treffer. An neun Stellen soll „das Böse“ weggetan werden, der Hass auf das Böse also Tötungen rechtfertigen. An einigen anderen Stellen heißt es milder, das Böse zu meiden. Auch die Steinigung ist in der Bibel vielfach vertreten, wobei es stets um die Tötung geht. Wiederum in Mose heißt es dazu: „Wer des Herrn Namen lästert, der soll des Todes sterben; die ganze Gemeinde soll ihn steinigen. Ob Fremdling oder Einheimischer, wer den Namen lästert, soll sterben.“ (3. Mose 24, 16) Nicht mit dem Tode, aber immerhin mit bis zu drei Jahren Haft oder Geldstrafe ist heute noch in Deutschland bedroht, wer Gott durch Worte, Handlungen und Zeichen schmäht. Denn dafür gibt es den so genannten Blasphemie-Paragraphen 166. Erstaunlich, dass sich selbst Politikprominenz recht zahlreich mit „Charlie Hebdo“ straffrei solidarisieren konnte, als ein mutmaßlich muslimischer Anschlag 2015 auf den Redaktionssitz in Paris Menschenleben kostete. Nebenbei bemerkt: Seit Herbst 2016 gibt es von „Charlie Hebdo“ auch eine deutsche Ausgabe.

Streit um Blasphemie-Paragraphen

http://www.sueddeutsche.de/politik/blasphemie-gesetze-in-europa-was-spott-ueber-gott-darf-1.2302003

Wortlaut des Blasphemie-Paragraphen

https://dejure.org/gesetze/StGB/166.html

Link zum Bibelserver

https://www.bibleserver.com