Demografiebeauftragter für Halle

von 28. März 2009

Seit der politische Wende hat Halle (Saale) ein Drittel seiner Einwohner verloren. Viele haben die Stadt aus beruflichen Gründen verlassen. Doch auch der Geburtenknick hat keinen Bogen um die Stadt gemacht. Der demografische Wandel hat die Saalestadt schwer getroffen und wird auch in Zukunft für einschneidende Veränderungen in der Alters- und Sozialstruktur sorgen. Da sich dieser Wandel kaum aufhalten lasse, müsse sich die Stadt an die veränderten Bedingungen anpassen, so der SPD-Jugendverband Jusos. Sie fordern deshalb die Schaffung einer entsprechenden Stelle innerhalb der Stadtverwaltung.

Laut der Studie „Wegweiser demographischer Wandel 2020“ der Bertelsmann-Stiftung aus dem Jahr 2006 gilt Halle als schrumpfende und alternde ostdeutsche Großstadt und steht damit in einer Reihe mit Städten wie Gera, Chemnitz, Cottbus und Magdeburg. Halle verzeichnete in den letzten 7 Jahren einen Bevölkerungsrückgang von 7%, bis 2025 wird ein weiterer Rückgang um 13,1% prognostiziert.

Die Rahmenbedingungen sind damit vorgegeben: „Die Einwohnerzahl ist deutlich gesunken, die Geburtenraten sind niedrig, die hohen Wanderungsverluste konnten mittlerweile zwar abgebremst, aber noch nicht umgekehrt werden. In der gebärfähigen Altersgruppe der 20 bis 40jährigen Menschen ist ein Männerüberschuss zu beklagen. Durch die wenigen Geburten sowie den Zuzug vorwiegend Älterer sind deutliche Alterungsprozesse der Bevölkerung festzustellen“, so Christian Weinert, Sprecher der Juso-Projektgruppe Demografie.

„Das Thema ist nicht neu“, so Jan Wioland, der bei den Jusos Halle für das Thema Stadtentwicklung zuständig ist, „reagiert wird in Halle darauf an unterschiedlichen Stellen mit den verschiedensten Methoden, aber nicht koordiniert.“ Nach unserer Meinung ist nun eine Bündelung der Anstrengungen notwendig. Deshalb fordern wir die Stadt auf, eine Stelle für einen Demografiebeauftragten zu schaffen.

Der Demografiebeauftragte soll unter anderem folgende Aufgaben übernehmen: Er soll (1) einen jährlichen Demografiebericht für die Stadt Halle und das Umland erstellen, (2) Ansprechpartner für Bürgerinnen und Bürger, Vereine und Unternehmen sein, (3) Politik und Verwaltung in Bezug auf Planungs-, Ansiedlungs-, Bebauungs- und Wohnprojekte beraten, (4) wissenschaftliche Analysen, Konzepte und Strategien zur Bewältigung der Herausforderungen erstellen und umsetzen sowie (5) für alle relevanten Bereiche der Stadtverwaltung koordinierend agieren und Ansprechpartner sein. Nach Möglichkeit soll eine Zusammenarbeit mit der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg angestrebt werden.

Der demografische Wandel sei eine der größten Herausforderungen unserer Zeit. Dieser Herausforderung müsse sich die Stadt Halle laut Jusos stellen, wenn sie im Wettbewerb der Großstädte, von denen die meisten vor ähnlichen Problemen stehen, mithalten will.