Forum “Eine Welt” in Halle gegründet

von 5. Juli 2009

(ens) Am Freitagabend hat sich in den Franckeschen Stiftungen in Halle (Saale) das „Forum Eine Welt“ für Sachsen und Sachsen-Anhalt gegründet. Ursprünglich sollte das Forum für ganz Mitteldeutschland an den Start gehen, doch die Thüringer SPD machte einen Rückzieher, es Innenminister Holger Hövelmann bedauerte. Es soll für alle Interessierten offen sein“, erklärte die Forums-Sprecherin und hallesche Bundestagsabgeordnete Christel Riemann-Hanewinckel. „Es will dazu beitragen, Globalisierung demokratisch, sozial und gerecht zu gestalten.“ Gekommen zur Gründung waren auch Heidemarie Wieczorek-Zeul, Bundesministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, sowie Halles Oberbürgermeisterin Dagmar Szabados.

In der Auftaktveranstaltung widmete man sich dem Thema Wasser. Jeder sechste Mensch müsse Kilometerweit laufen, um frisches Wasser zu besorgen und dieses dann nach Hause zu tragen, beklagte Riemann-Hanewinckel. Allzu oft ist auch dieses Wasser verschmutzt. Laut Riemann-Hanewinckel sterben am Tag 5000 Menschen durch verunreinigtes Wasser. Angesichts des Klimawandels werde zudem der Rohstoff Wasser immer knapper. „Wassermangel und schlechte Wasserqualität sind eine der Hauptursachen für Armut, Krankheit und Umweltzerstörung.“ Riemann-Hanewinckel forderte ein globales Wasserressourcen-Management. Doch auch wir, die wir im Durchschnitt 125 Liter Wasser am Tag verbrauchen, seien mit unserem Einkaufsverhalten gefordert. Denn zur Herstellung einer Jeans sind 8000 Liter Wasser nötig, für die Bohnen einer Tasse Kaffee 125 Liter. Wie wichtig Wasser ist, das habe schon August Hermann Francke erkannt. Für die optimale Versorgung der Waisenkinder habe er von der Pfännerhöhe aus Rohre bis zum Stiftungsgelände verlegt. „Die Rohre sind sogar noch im Depot.“ Und auch heute setzt sich Halle dafür ein, die Bedingungen für die Benachteiligten zu verbessern, erklärte das Stadtoberhaupt. So geben die Stadtwerke technische Entwicklungshilfe – zum Beispiel bei einem Klärwerk in Lüderitz in Namibia.

Und auch in den nächsten Diskussionsrunden wird man sich der Ungleichverteilung und Ungerechtigkeit auf unserem Planeten widmen. Ein Problem: die hohe Kinder- und Müttersterblichkeit in den Entwicklungsländern. Jede Minute sterbe eine Frau an den Folgen der Geburt, während der Geburt oder während der Schwangerschaft, weil sie nicht optimal oder gar nicht medizinisch betreut werde, so Ministerin Wieczorek-Zeul. Sie zeigte sich überzeugt davon, dass das Gesundheitssystem deutlich besser ausgebaut wäre, wenn Männer die Kinder zur Welt bringen würden.