Mathe-Unterricht soll abgeschafft werden

von 26. Mai 2010

Politik, Gesetze – normalerweise keine Themen, mit denen sich Kinder beschäftigen. Doch am Dienstag war das ganz anders. Die Martin-Luther-Universität und das Thalia Theater luden zur Kinderuniversität ein. In der ersten Vorlesung ging es eben um Gesetze. „Ein staubtrockenes Thema“, befand auch Uni-Rektor Wulf Diepenbrock. „Aber Herr Lilie hat auch Kinder in eurem Alter gehabt“, meinte Diepenbrock.

Herr Lilie, das ist Prof. Dr. Hans Lilie von der Juristischen Fakultät, der die Vorlesung zum Thema Gesetze hielt. Wie genau so ein Gesetz entsteht, wussten die rund 60 Kinder natürlich nicht. Doch das sie nötig sind, das war allen klar. Lilie begann seine Vorlesung mit einem – virtuellen – Ausflug auf eine einsame Insel, auf der ein Schiff mit Kindern gestrandet ist. „Was fehlt denn hier?“, fragte er in die Runde und bekam prompt die Antwort: „Regeln“. An die hielt sich Lilie anschließend beim Mensch-ärgere-dich-nicht-Spiel. Auch hier sind Regeln nötig. Oder im Straßenverkehr – schließlich müssen wir alle an den roten Ampeln warten.

Mit einem fiktiven Beispiel zeigte er schließlich auf, wie so ein Gesetz entsteht. Im Mittelpunkt: der kleine Karl, der die halleschen Bundestagesabgeordneten Petra Sitte, Christoph Bergner und Cornelia Pieper überzeugt hat, gemeinsam einen Gesetzentwurf einzubringen: „Karl aus Halle beantragt, den Matheunterricht an allen Schulen ab dem 1. August 2010 abzuschaffen. Die frei werdenden Stunden sollen dafür genutzt werden, Lehrer zu ärgern, Benutzung des Handys zu üben und Kaugummi effektiv unter die Tische zu kleben“. 30 weitere Abgeordnete brauche es, um den Gesetzesvorschlag auszuformulieren. „Der Ältestenrat des Bundestages setzt den Gesetzesvorschlag dann auf die Tagesordnung, er macht also den Stundenplan“, zog Lilie für die Kinder nachvollziehbare Vergleiche. Der Bundestag, das Parlament (Lilie: das kommt aus dem lateinischen, von parlare. Parlament heißt Gebäude, wo geredet wird) debattiert anschließend über den Gesetzesvorschlag und stimmt ihm vielleicht auch zu.

Elke Arnold von der Kinderstadt hofft, dass die Kinder auch gut zugehört haben. Schließlich sollen sie ihr neu erlerntes Wissen gleich in der Kinderstadt umsetzen.

Weitere Vorlesungen stehen in den nächsten Tagen an. Am 1. Juni 2010, genau am Kindertag, steht „Das Geheimnis der Wörter“ im Mittelpunkt einer Vorlesung, die Prof. Dr. Eva Maria Kohl der Philosophischen Fakultät III, Erziehungswissenschaften, halten wird. „Woher kommen die Zahlen und wohin gehen sie?“ fragt Prof. Dr. Wilfried Herget vom Institut für Mathematik am Montag, dem 7. Juni 2010. Schließlich spricht Prof. Dr. Hans Georg Stephan vom Institut für Kunstgeschichte und Archäologie Europas am 14. Juni 2010 über „Meine alte Stadt – Archäologen auf der Suche nach dem alten Halle“. Alle Vorlesungen finden um 9 Uhr im Audimax statt, anschließend können interessierte Klassen an einer Führung durch universitäre Einrichtungen teilnehmen. Die Veranstaltungen sind kostenlos.