St. Martin zieht durch die Stadt

von 11. November 2011

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"Ich geh mit meiner Laterne. Rabimmel, rabammel, rabumm bumm bumm…" – ein, zwei Strophen kennen die meisten von uns noch. Eine ganze Reihe mehr davon erklangen am Freitagabend vielerorts in Halle (Saale). Denn viele Kirchgemeinden luden zu den traditionellen Martinsfeiern mit Lagerfeuer und Laternenumzug ein.

Die wohl größte Feier hatten Domgemeinde und Moritzburg veranstaltet. Dompfarrer Martin Filitz erzählte zunächst die Legende des Heiligen St. Martin. "Menschen wie Martin müsste es mehr geben", sagte er. "Er konnte teilen." Umrahmt wurde die Veranstaltung mit einem Flötenspiel von Schülern der Latina und der Grundschule Albrecht Dürer. Rund 500 Besucher mögen es gewesen sein. "So viele waren es noch nie", sagte Evelyn Lukowczyk von der Moritzburg. Anschließend ging es, begleitet von St. Martin zu Pferde, mit einem Laternenzug vom Dom zur Moritzburg. Auf dem Hof der Moritzburg wurde ein großes Martinsfeuer entfacht. Und als Highlight wurde eine Martinsgans zugunsten von Unicef versteigert, die der hallesche Bäckermeister Karl Kolb eigens für diesen Anlass gebacken hat. 103 Euro kamen am Ende zusammen. Insgesamt kamen durch den Laternenverkauf 300 Euro für Ostafrika zusammen.

Auch von der Moritzkirche aus machte sich der heilige St. Martin zu Pferd auf den Weg, gefolgt von hunderten Kindern, um auf dem Hallmarkt das Martinsfeuer zu entfachen. Schwestern der heiligen Elisabeth aus dem St.-Elisabeth-und-Barbara-Krankenhaus verteilten die traditionellen Martinshörnchen, ein Hefeteiggebäck. Das Teilen des Gebäcks soll an die Hilfsbereitschaft des Heiligen Martin erinnern. Auch viele andere Kirchgemeinden wie Dölau, Nietleben, Johannes und Petrus beteiligten sich am Martinstag.

Die Luthergemeinde lädt am 12. November ab 15 Uhr ein. Los geht es mit einem St. Martin-Schattenspiel und einer Andacht in der Lutherkirche mit anschließendem Kaffee und Kuchen. In Workshops können die Teilnehmenden Laternenbasteln, Martinshörnchen/Martinsgänse backen oder an anderen thematischen Angeboten teilnehmen. Um 17 Uhr startet der Laternenumzug mit St. Martin und Bettler hoch zu Ross und einer Bläsergruppe, wobei Jugendliche den Umzug mit Fackeln begleiten.

Das Martinsfest wird alljährlich am 11. November gefeiert und geht auf den heiligen St. Martin von Tours zurück, der an diesem Tag im Jahr 397 beigesetzt wurde. Martin von Tours wurde 316 als Sohn eines römischen Militärtribuns im heutigen Ungarn geboren. Mit 15 Jahren trat er in die Armee ein. In diese Zeit fällt die bekannte Begegnung mit dem frierenden Bettler am Stadttor von Amiens, dem Martin eine Hälfte seines Mantels gab. Martin bewegte dieses Erlebnis so sehr, dass er bald darauf den Militärdienst quittierte und sich taufen ließ. Später zog sich Martin als Einsiedler auf eine Insel nahe Genua zurück. Schon da galt Martin als ein Heiliger Gottes. Im Jahr 371 wurde Martin vom Volk zum Bischof von Tours in Frankreich gewählt. Martins Kampf gegen die Missstände innerhalb der Kirche brachte ihm allerdings auch Feinde ein, was ihn aber nicht beirrte. Der Legende nach soll sich Martin, weil er sich des Amtes als unwürdig empfand, in einem Gänsestall versteckt haben und durch das Schnattern der Gänse verraten worden sein. Genau deshalb wird an jenem 11. November die „Martinsgans“ verzehrt. Er starb auf einer seiner vielen Seelsorge-Reisen durch sein Bistum am 8. November 397 in Candes bei Tours. Martin war nach Maria und dem Apostel Johannes der erste Heilige des Abendlandes, der nicht als Märtyrer starb, sondern die Heiligkeit durch Barmherzigkeit und Nächstenliebe erlangte.