Vor fünf Jahren hat die Katholische Kirche ihre St. Hedwig Kirche in Radewell aufgegeben. Nun wird das Gotteshaus mit neuem Leben gefüllt. Die armenische Gemeinde hat das Gebäude in den letzten Monaten hergerichtet.
Am Samstagabend wurde nun die Surp Harutyun in Halle-Ammendorf geweiht. Dazu waren Erzbischof Karekin Bekdjian, Primas der Diözese, und Bischof Anushavan Zhamkochyan, Dekan der Theologischen Fakultät der Jerewaner Staatlichen Universität, gekommen. Das Gotteshaus war voll, nicht alle fanden einen Sitzplatz.
Nach der (langen) Zeremonie der Weihung, die natürlich in armenischer Sprache erfolgte, richtete Erzbischof Karekin Bekdjian seine Worte in deutscher Sprache an Gemeindemitglieder und Gäste. Und er sprach mit Begeisterung von seinen Landsleuten in Deutschland. Denn Armenier integrieren sich, sie wollen nicht abseits stehen. So bietet die noch junge Gemeinde für Ihre Mitglieder Deutschkurse an. Nicht zu vergessen die Tanzgruppe, auch einen Chor gibt es. Auch die Gemeinderäume wurden durch eine kleine Weihe ihrer Bestimmung übergeben.
Und hier konnte man sehen, dass diese Hauseröffnung den Rahmen der üblichen Aufmerksamkeit sprengte. Der Botschafter von Armenien, Armen Martirosyan, war extra angereist. Und Vertreter der Kirche in Deutschland waren gekommen, so der Katholische Bischof von Magdeburg Dr. Gerhard Feige oder der Regionalbischof der Evangelischen Kirche zu Halle Probst Martin Herche. Auch die Beauftrage für Migration und Integration Petra Schneutzer war erschienen.
Aber auch die Stadt Halle brachte der Kirchweihung die entsprechende Würdigung entgegen. Als Vertreter der Oberbürgermeisterin der Stadt Halle war der Beigeordnete Tobias Kogge gekommen. Und er war nicht allein, viele Stadträte waren anwesend. So Bernhard Bönisch (CDU), Mannfred Sommer (Mitbürger für Halle), Gerry Kley (FDP), oder Dr. Karamba Diaby (SPD) als Vertreter des Ausländerbeirates Halle und Katja Raab vom Begegnungszentrum für Ausländer und Deutsche.
Die Kirche wurde 1901 erbaut und trug zunächst den Namen Marienkirche. Nach dem Neubau einer Kirche in der Silberhöhe erhielt die Kirche den Namen St. Hedwig. Am 16. Oktober 2005 hatte Bischof Gerhard Feige sie in einer Prozession entweiht. Und das hatte er nicht vergessen. Hätte er die Entwicklung der damaligen Kirche vorausgesehen, dann wäre es nach seinen Worten statt einer Entweihung zu einer feierlichen Übergabe gekommen.
2006 hatte die Gemeinde das Objekt erworben. Zu verdanken ist der Erwerb des Kirchenbaues für die armenische Gemeinde durch die Initiative des jetzigen Stadtratsmitgliedes Bernhard Böhnisch. Und das zu einem für die Gemeinde angemessenem Preis. Trotzdem kostete der Umbau der Gemeinde noch rund 100.000 Euro.
Das Betreuungsgebiet der Kirchgemeinde ist sehr groß. Es umfasst neben Halle und Leipzig noch ein großes Umland in Sachsen-Anhalt und Sachsen. Momentan hat die Gemeinde Mitglieder aus rund 60 Familien, 33 Familien davon leben in Halle. Und zurzeit gibt es noch 17 armenische Studenten.
(una)