Bahn- und Buspreise steigen ab August

von 6. Februar 2011

Jedes Jahr im August das gleiche Bild. Auch in diesem Jahr werden die Ticketpreise für Straßenbahnen und Busse in der Region voraussichtlich steigen. So zumindest sieht es ein Papier des Aufsichtsrates des Mitteldeutschen Verkehrsverbundes (MDV) vor, dem das Aufsichtsgremium aber noch zustimmen muss. Vor allem bei Mehrfahrten- und Zeitkarten wird erneut an der Preisschraube gedreht. Um bis zu drei Prozent gehen die Preise nach oben. Schon zum Sommer 2010 wurden Wochen- und Monatskarten teurer.

Dafür sollen die Zeitkarten flexibler gestaltet werden. So ist zunächst probeweise vorgesehen, den Geltungsbeginn der Wochenkarte mit der Entwertung selbst festlegen zu können. Dies hatte der Verkehrsclub Deutschland (VCD) seit Jahren gefordert. Bisher gilt eine Wochenkarte immer von Montags bis Freitags. Entsprechend zufrieden ist Harald Lindner, der den VCD im Fahrgastbeirat der Leipziger Verkehrsbetriebe (LVB) vertritt.

In Halle (Saale) ist die Einführung eines neuen Schülertickets vorgesehen. Dieses soll nur noch an Schultagen zwischen 6 und 18 Uhr gelten. Für Wochenende, Ferien und abendliche Fahrten mit dem ÖPNV ist eine Rund-um-die-Uhr-Variante vorgesehen. Diese soll dem Vernehmen nach 80 Euro im Jahr kosten. Knapp 1 Million Euro will die Stadt Halle (Saale) auf diese Weise sparen.

Gespart werden muss auch woanders. In diesem Jahr müssen die 27 im MDV organisierten Verkehrsunternehmen einen Finanzierungslücke von rund 22 Millionen Euro kompensieren. Die angekündigten Preiserhöhungen schaffen das nur zum Teil. Auch Fahrplanausdünnungen und geringere Investitionen in neue Fahrzeuge werden die Folge sein.

Der Verkehrsclub Deutschland sieht in der sächsischen Staatsregierung einen wesentlichen Grund für die Finanzierungsprobleme des öffentlichen Nahverkehrs. „Mit der Entlastung künftiger Generationen hat der Sparhaushalt im Bereich des Nahverkehrs nichts zu tun“, kritisierte auch Matthias Reichmuth vom Vorstand des VCD-Landesverbands Elster-Saale. Die Nahverkehrsmittel des Bundes werden seinen Worten zufolge von den Ländern an die jeweiligen Zweckverbände weitergegeben. Der Bund will bei der Neuberechnung ab 2014 die gefahrenen Zugkilometer zu Grunde legen, Sachsen wiederum plant unter anderem die Stilllegung der Leipziger S-Bahn-Linie 1 nach Grünau. „Wenn Sachsen hier also eigenmächtig kürzt, dann wird es künftig auch weniger Bundesmittel erhalten. Insofern führt die Entscheidung des Landtags, die Finanzierungsgrundlage für den Nahverkehr zu ändern, eben nicht zu einer Entlastung künftiger Generationen, sondern nur zur Verschlechterung des Nahverkehrsangebots und zu Preiserhöhungen für die Kunden,“ erläuterte Matthias Reichmuth.