Brücke auf Rädern

von 13. September 2009

(ens) Am frühen Samstagnachmittag war die Arbeit geschafft: die neue Eisenbahnbrücke über die B6 in Bruckdorf war an ihrer Position, die Bolzen verschraubt. Der spektakulärste Moment für die zahlreichen Zuschauer war sicher die Fahrt der 900 Tonnen schweren Brücke von ihrem Lagerplatz am Straßenrand zu ihrer künftigen Position. Der Koloss war hier in den letzten Monaten zusammengebaut worden. Zuvor hatte man die alte, marode Eisenbahnbrücke aus dem Jahr 1914 abgerissen.

Gebannt beobachteten die Zuschauer, wie die Brücke zunächst mit einer Hebebühne nach oben gehoben und anschließend Zentimeter um Zentimeter eingepasst wurde. Und so mancher fachsimpelte auch – zum Beispiel über die ausgelegten Aluminiumbleche. Sie sollten verhindern, dass die rollende Brücke nicht im Erdreich versinkt. Für Erstaunen sorgte auch, wie man einen solch tonnenschweren Koloss heute bewegt – nämlich per Joystick.

Seit dem Frühjahr baut die Bahn schon im halleschen Südosten, saniert die sogenannte „Dieskauer Kurve“ in Bruckdorf für rund 6 Millionen Euro. Nicht nur die Brücke wird dabei erneuert, sondern auch über 1 Kilometer Gleise verlegt. Nach Abschluss der Arbeiten können die Güterzüge hier künftig 80 statt 50 km/h fahren.

Autofahrer mussten wegen der Baustelle Umleitungen in Kauf nehmen. Dafür wurde die Dieselstraße für den Verkehr freigegeben. Seit Jahren ist die Strecke nur noch für Busse freigegeben und durch eine Polleranlage normalerweise abgesichert. Die Poller blieben am Wochenende unten, doch gerade im Einkaufsverkehr erwies sich die Anlage als Engpass, weil nur jeweils ein Auto durchpasste und die Gegenrichtung warten musste.