Hochstraßen-Initiative stellt Aktionskatalog vor

von 16. Oktober 2009

Am Freitagvormittag präsentierte die Stadt Halle (Saale) die ersten Ergebnisse ihrer Verkehrsplanung. Zeitgleich hatte auch die Bürgerinitiative Hochstraße eingeladen, um über ihre weiteren Pläne zu informieren. „Das hier ist keine Konkurrenzveranstaltung“, erklärte Halles Pressesprecher Steffen Drenkelfuss sogleich. Man habe von Hochstraßen-Termin nichts gewusst. Die anwesende Stadträtin und BI-Vorstandsmitglied Martina Wildgrube war darüber verärgert, dass die Stadtverwaltung in einer Parallel-Pressekonferenz über die Ergebnisse der im Mai stattgefundenen Verkehrszählung informiert und die Stadträte keine schriftliche Einladung dazu erhalten sowie Informationen zuerst aus der Zeitung erhalten. Dabei ging es in beiden Veranstaltungen gewissermaßen um das gleiche Thema. Kann man auf die Hochstraße verzichten? Vorerst nicht, sagt Bürgermeister Thomas Pohlack.

Die BI Hochstraße präsentierte unter dem Titel“Aktionskatalog 2009“ ihr Arbeitsprogramm für die nächsten Jahre vorgestellt. Es enthält vor allem detaillierte Forderungen an die Stadtverwaltung und an den Stadtrat. „Wir mahnen dringenden Handlungsbedarf an“, macht der BI –Vorsitzende Dr .Jens Holger Göttner deutlich. „Denn nach Einschätzung von Experten hat die Hochstraße rein bautechnisch gesehen nur noch eine maximale Restlebensdauer von 30 Jahren, was schlicht und einfach heißt, dass heute schon über Alternativen nachgedacht werden muss“, betont er. „Erfahrungsgemäß benötigen solche Projekte zehn Jahre und mehr“, sagte Göttner.

Der Aktionskatalog enthält über 40 Einzelpunkte in den Rubriken „Argumente, Aktuelle Daten und Verkehrsanalysen, Möglichkeiten zur Verkehrsvermeidung, Verkehrsplanung für alternative Verkehrswege, Notwendiges Handeln“. Arbeitsgruppensprecher Ingo Kautz dazu: „ Sobald der Autobahnring um Halle im Zuge der A 143 komplett geschlossen ist, muss es zum beispiel Durchfahrverbote für Lastkraftwagen im Stadtgebiet geben. Deren Einführung koste nicht viel, trägt aber erheblich zur Verkehrsvermeidung in der Innenstadt und auch auf der Hochstraße bei.
Bei der Diskussion um die Hochstraße muss es vorrangig um die gesamte Stadtentwicklung und nicht nur um die Verkehrsplanung gehen- es geht um neue Qualitäten für die Stadt.

Mit den einmaligen Potenzialen der Stadt, wie dem größten erhaltenen historischen Altstadtkern in Deutschland oder der einmalige innerstädtischen Lage der Stadt am Fluss müsse mehr „gewuchert“ werden. Dazu gehöre auch die Rückgewinnung des Stadtraumes im Bereich der Hochstraße, wo eines Tages wieder eine attraktive, lebenswerte Wohnsituation entstehen könnte. Die Stadt Halle müsse jetzt aufpassen, dass sie im Wettbewerb der Städte um Attraktivität und Alleinstellungsmerkmale wie den Franckeschen Stiftungen nicht versagt, indem sie die gesamtstädtische Planung nicht aktiv genug betreibe.

Städte wie Duisburg, Köln, Düsseldorf und Hannover würden vormachen, wie es gemacht werden könne. So gebe es in Duisburg ein Stadtumbauprojekt von Sir Norman Foster, wo eine Hochstraße verschwinden wird und städtische Urbanität zurück gewonnen wird. In Köln sollen unter dem Leitbild „Köln räumt auf“ mit einem Masterplan des Architekten Albert Speer Fehlentwicklungen der Nachkriegszeit korrigiert werden. Auch in Magdeburg tut sich in Sachen Stadtentwicklung Einiges. Es sei also in Halle dringend notwendig, dass in der Stadtplanung die Weichen für die Zukunft gestellt werden- ein Planungsvorlauf mit einem Masterplan sei dringend nötig, so die Initiative.

Die als Gast anwesende stellvertretende Direktorin der Franckeschen Stiftungen Dr. Penelope Willard machte deutlich, dass die Hochstraße schon lange ein Störfaktor auch für die Stiftungen darstelle. Heute, wo die Aussicht auf Aufnahme der Stiftungen in das Weltkulturerbe bestehe, sei die Hochstraße ein Hemmnis hinsichtlich Verkehrslärm und Erschütterungen aber auch ein Problem der Sichtbeziehungen, weil die Hochstraße die Stiftungen optisch vom Stadtzentrum abschneide. Man sei nicht ungeduldig, so Willard, aber die Stadtverwaltung von Halle müsss Korrekturen vornehmen. Da sich die Bedingungen für die Aufnahme in das Weltkulturerbe verändert hätten, werde heute eine Pufferzone um die Stiftungen und eine Absichtserklärung der Stadt zur Beseitigung der problematischen Hochstraße verlangt.