Schlüsselübergabe für neuen Leopoldina-Sitz

von 13. Dezember 2011

Weißes Haus, Saale-Akropolis … zur offiziellen Schlüsselübergabe des neuen Leopoldina-Hauptsitzes suchten die Redner nach Superlativen. Für die Hallenser ist es das Tschernyschewski-Hauses. Viele Einwohner der Saalestadt feierten hier Jugendweihe, oder aßen während ihrer Studentenzeit hier zu Mittag. Nach jahrelangem Leerstand erstrahlt nun das zwischen 1821 und 1824 auf dem Jägerberg errichtete Logenhaus “Zu den drei Degen” wieder in neuem Glanz.

“Es ist vollbracht”, freute sich Leopoldina-Präsident Jörg Hacker. Wie er sagte, solle noch in diesem Monat mit dem Umzug begonnen werden. Die offizielle Eröffnung findet dann Ende Mai statt. Der neue Hauptsitz solle zu einem Ort der Begegnung und des Dialogs werden. “Die Architekten und Planer haben zur Realisierung dieser Vision die besten Voraussetzungen geschaffen“, so Hacker. Das Gebäude biete ausreichenden Raum für die zahlreichen Aktivitäten der Leopoldina wie wissenschaftliche Symposien und öffentliche Veranstaltungen.

211 Räume auf rund 6000 Quadratmetern Fläche bietet der neue Hauptsitz. Für repräsentative Veranstaltungen gibt es einen Festsaal mit Empore für 400 Personen, einen Vortragssaal im früheren Kaminzimmer mit 170 Plätzen und einen mit Holz verkleideter Sitzungsraum mit einem ovalen Tisch gehören. Die historische Stuckverzierung des Hauses wurde konserviert. Wiederhergestellt wurden die drei Bogenfenster im Erdgeschoss.

Für die aufwändige Sanierung stellte das Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung 15,8 Millionen Euro aus dem Konjunkturpaket II zur Verfügung. Das Land Sachsen-Anhalt hatte den Kauf der Immobilie mit knapp einer Million Euro, ebenfalls aus Mitteln des Konjunkturpakets II, unterstützt. Als kniffliger Punkt der Bauarbeiten stellte sich die Stützmauer des im 16 Jahrhundert zum Schutz der Moritzburg aufgeschütteten Jägerbergs heraus. 600.000 Euro haben allein die Sicherungsarbeiten gekostet.

Verantwortlich für die Arbeiten zeichnete sich das renommierte Architekturbüro RKW, das mit der Generalplanung zur Sanierung des Logenhauses beauftragt wurde. RKW war unter anderem schon für das BMW-Werk in Leipzig und den ARAG-Tower in Düsseldorf verantwortlich.

Der jetzige Hauptsitz in der Abderhalden-Straße und August-Bebel-Straße bleibt indes nicht ungenutzt. Die Bibliothek und das Archiv sollen hier mehr Platz bekommen. Der neue Hauptsitz hat indes sogar eine eigene Adresse bekommen: Jägerberg 1. Am kommenden Samstag, dem 17. Dezember, können auch die Hallenser einen Blick hinter die Kulissen werden. Dann wird von 10 bis 14 Uhr zu einem Tag der offenen Tür eingeladen.

Die Leopoldina wurde 1652 in Schweinfurt gegründet und hat seit 1878 ihren Sitz in Halle an der Saale. Sie ist eine überregionale Gelehrtengesellschaft mit gemeinnützigen Aufgaben und Zielen. Sie fördert inter- und transdisziplinäre Diskussionen durch öffentliche Symposien, Meetings, Vorträge, die Arbeit von Arbeitsgruppen, verbreitet wissenschaftliche Erkenntnisse, berät die Öffentlichkeit und politisch Verantwortliche durch Stellungnahmen zu gesellschaftlich relevanten Themen, fördert junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, und sie betreibt wissenschaftshistorische Forschung. Im Juli 2008 wurde die Leopoldina im Rahmen eines Festaktes offiziell zur Nationalen Akademie der Wissenschaften in Deutschland ernannt.

Der Leopoldina gehören zur Zeit etwa 1350 Mitglieder in aller Welt an, dabei sind Wissenschaftler aus naturwissenschaftlichen und medizinischen Disziplinen sowie aus den Kultur-, Technik-, empirischen Geistes-, Verhaltens- und Sozialwissenschaften, die sich durch bedeutende Leistungen ausgezeichnet haben. Unter den derzeit lebenden Nobelpreisträgern sind 31 Mitglieder der Leopoldina.