Kunst-Preisträger im Kunstforum zu sehen

von 15. Januar 2012

Das Kunstforum der Sparkasse in Halle (Saale) zeigt seit dem Wochenende in einer neuen Ausstellung Werke der Kunstpreisträgerin 2011 Sonja Schrader sowie Werke der mit Anerkennungen zum Kunstpreis ausgezeichneten Künstler Kathrin Endres, Georg Lisek und Dana Meyer.

“Ich wollte immer hier ausstellen”, freute sich Sonja Schrader im Gespräch mit HalleForum.de. Es sei ihre erste Schau in einem solch großen Rahmen. “Über die Liebe – Haltungen und Metamorphose” heißt ihre prämierte Diplomarbeit. Ihr Werk besteht aus Skulpturen, Zeichnungen und einer Videoinstallation. Doch auch ein Buch gehört dazu. Aus „Über die Liebe – vier Haltungen und ein Dialog“ wird sie am 19. und 26. Januar 2012 jeweils um 18.30 Uhr lesen. Das Buch besteht aus vier Ich-Erzählungen und drei Dialogen zum Thema Liebe, “ohne dass das Wort Liebe vorkommt”, so Sonja Schrader. Ein Interview mit ihr ist auf Seite 2 zu sehen.

Kathrin Endres, Absolventin der Studienrichtung Textile Künste, ist mit ihren textilen Bannern der Diplomarbeit „Lust auf Revolution – Textile Objekte für den öffentlichen Raum“ zu sehen. Sie sollen unsere Achtsamkeit für Respekt und Würde wach halten.

“Im Schatten” heißt die gezeigte Diplomarbeit von Georg Lisek, Absolvent der Studienrichtung Kunstpädagogik. Das Werk besteht unter anderem aus dem Film eines Cowboys mit nicht erkanntem Doppelgänger, der an der Möglichkeit authentischen künstlerischen Selbstausdrucks zweifelt.

Dana Meyer, Absolventin der Studienrichtung Bildhauerei / Metall, präsentiert ihre Diplomarbeit „Eisläufer“ – eine mehrteilige Stahlplastik aus kraftstrotzenden Hunden und einem sich plagenden Humanoiden. Allerdings musste die Arbeit neu zusammengestellt werden. Hintergrund ist das Gewicht der Stahlkunstwerke. Aus diesem Grund musste auf den Humanoiden verzichtet werden. Dafür kam ein weiterer Stahl-Hund hinzu.

Bis 12. Februar sind die Werke immer Dienstag, Mittwoch und Freitag von 14 bis 17 Uhr, Donnerstag von 14 bis 19 Uhr sowie an den Wochenenden und Feiertagen von 11 bis 17 Uhr zu sehen. Der Eintritt ist frei.

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1. Frau Schrader, von 2003 bis 2011 haben Sie an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle Bildhauerei studiert. Was ist das Faszinierende an diesem Studiengang?
Mich fasziniert der menschliche Körper: sein Aufbau in Längen, Achsen und Volumen, seine Funktionen, seine Empfindsamkeit, seine zeitlich bezogene Veränderung, aber auch die Veränderung durch seelische Zustände. Der Körper ist nie der „Selbe“, er ist ein Phänomen, was auf viele Weisen erforscht wird. Der Studiengang Bildhauerei ermöglichte mir, dieses Phänomen auf besondere Weise zu untersuchen, ob beim Aktzeichnen oder beim Portrait modellieren, ich lernte Fertigkeiten, die ich heute einsetzten kann, um das, wie ich es nenne, „Menschliche Drama“, auszudrücken.

2. Den Kunstpreis 2011 erhielten Sie für ihre Arbeit „Über die Liebe – Haltungen und Metamorphose“. Die Jury lobte die gelungene Verbindung verschiedenster Medien wie Buch, Film und Zeichnung mit der Bildhauerei. Wie entstand die Idee zu der Arbeit?
Durch das Studium habe ich mir eine bildhauerische Haltung angeeignet. Ich wusste, diese Haltung wird sich auch auf andere Medien übertragen lassen. Jedes Medium steht für einen Aspekt der Liebe, beim Film zum Beispiel geht es für mich um Manipulation und Verführung in Form einer körperlichen „Zurichtung“. Das Medium selbst ist eines der manipulativsten, abgesehen von Musik, die ist noch stärker. Auslöser für die Arbeit „Über die Liebe“ war die Auseinandersetzung mit dem Tod eines mir sehr nahestehenden Freundes. Ich sagte mir, „Jetzt ist er weg!“, und fragte mich, „Und was mache ich jetzt mit meiner Liebe?“. Der Verlust einer Person ist schwer zu begreifen: Man bekommt einen Anruf, dann die Information und dann das körperliche Beben, und man kann es immer noch nicht glauben. In meiner Arbeit „Über die Liebe – Haltung und Metamorphose“ geht es um die innere Verhandlung ganz allgemein mit der Liebe. Ein prägnantes Bild dafür sind die Skulpturen, die ein Paar zu sein scheinen, aber jede für sich in einer undefinierten stoffartigen Umhüllung stecken. Sie scheinen zu schlafen. Haltung und Metamorphose vereinen sich dort. Meine Antwort auf meine Frage wäre heute: „Natürlich bleibt die Liebe, aber sie verändert sich.“

3. Ist die Umsetzung eine große Herausforderung für Sie gewesen?
Die Umsetzung ist wirklich eine Herausforderung gewesen! Am Anfang war die Idee, dann die Gewissheit, ich will das machen! Allein kann man so ein Vorhaben nicht bewältigen, und ich empfinde es nach wie vor als ein großes Glück, dass ich andere für meine Ideen begeistern konnte. Mein Dank geht an Torsten Illner und Helmut Stabe von den Buchmachern, Ulli Jähnich, Matthias Ritzmann, Mathias Frahm, Ray Maletzki von den Rosenpicture Produktions, Karl Pompe, Marianne Oertel, Steffi Warich, Annika Hofestädt, Julia Baum, Konrad Mühe, David Handrik, Micha Hahn, Bernd Kleffel, Carsten Theumer, Prof. Michaela Schweiger, Prof. Bruno Raetsch und Prof. Nike Bätzner und an alle, die jetzt noch fehlen!

4. Bei der Verleihung des Kunstpreises 2011 im vergangenen Juli haben Sie sich gegen 31 Mitbewerber durchgesetzt. Hat Sie der Gewinn des Preises überrascht?
In meinem Jahrgang gab es sehr viele starke Positionen, deswegen war ich recht gespannt! Und natürlich hat es mich überrascht! Die Freude war groß!

5. Was bedeutet Ihnen der Gewinn des Kunstpreises?
Ich sehe den Preis als eine Bestätigung dafür, dass es sich lohnt, manchmal ein Risiko einzugehen. Zu Beginn hatte ich keine Ahnung von Film, wusste aber, dass wird das richtige Medium sein, was ich für einen Teil meiner Arbeit brauchen werde. Während meines Diplomjahres habe ich alles mitgenommen an Kursen und Seminaren, was der Fachbereich für Zeitbasierte Künste anbot. Als Bildhauerin bewegte ich mich auf unsicherem Terrain. Das war nicht leicht, und ich habe auch häufig gezweifelt. Umso mehr freue ich mich, meine Arbeit „Über die Liebe- Haltung und Metamorphose“ ein weiteres Mal öffentlich zeigen zu können. Ich bin gespannt, wie die Räumlichkeiten des Kunstforums mit der Arbeit zusammen gehen werden. Auch über den Katalog freue ich mich sehr!

6. Welche künstlerischen Wege wollen Sie zukünftig einschlagen?
Ich arbeite daran, die Medien enger zusammenzurücken. In meiner neuen Arbeit mit dem Titel „Unschuldlos“ wird es darum gehen, wie ich eine Skulptur, installative Objekte und ein Video zu einer Rauminstallation in Verhältnis setzen kann. Die Ausstellung wird im Oktober 2012 im Rahmen der Graduiertenförderung im Volkspark zu sehen sein. Ein ganz neuer und unerwarteter Weg ist mir durch Clemens Birnbaum, Direktor der Händel-Festspiel, eröffnet worden. Im kommenden Jahr werden wir uns treffen und darüber sprechen, wie eine mögliche Zusammenarbeit für die Festspiele 2014 aussehen könnte.