Kunststiftung weiht neues Domizil ein

von 3. Dezember 2011

Viel wurde in den letzten Monaten über die Kunststiftung Sachsen-Anhalt diskutiert. Auch der frühere Kultusminister Jan-Hendrik Olbertz, inzwischen als Rektor zur Humboldt-Universität nach Berlin gewechselt, musste sich unangenehme Fragen gefallen lassen. Immerhin war es seine persönliche Referentin Manon Bursian, die Direktorin der von Olbertz ins Leben gerufenen Kunststiftung wurde. Die verfügte nur über ein Fachhochschulstudium und nicht über ein gefordertes künstlerisches oder einschlägiges wissenschaftliches Hochschulstudium. Doch der Stiftungsrat, Vorsitzender war Olbertz, entschied sich trotzdem für Bursian.

All diese Geschehnisse waren nicht vergessen, als am Samstagnachmittag nun offiziell das neue Stiftungssitz am Neuwerk 11 in Halle (Saale) eingeweiht wurde. Zumal es auch um dieses Gebäude Diskussionen gab und dem Steuerzahlerbund sogar ein Eintrag in seinem Schwarzbuch wert war. "Ein altes Kapitel wird nun geschlossen, ein neues fängt an", erklärte Kultusminister Stephan Dorgerloh am Samstag zur Einweihung. Das gelte vor allem bei Kommunikation und Transparenz der Kunststiftung, bei der man besser werden wolle. Dorgerloh sprach von einer Neuausrichtung. Anfang 2012 steht die nächste Stiftungsratssitzung an, und im Beirat der Kunststiftung wurden zwei neue Mitglieder aufgenommen. Mit ein paar kurzen Worten ging auch Stiftungsdirektorin Manon Bursian auf die in der Tageszeitung geübte Kritik ein, sprach von Provinzpresse, bei der die Wahrnehmung der Kunst nicht ende, und erntete dafür großen Applaus.

Doch es sollte ja hauptsächlich gefeiert werden. "Ich wünsche mir, dass das Haus weit ausstrahlt", sagte Dorgerloh. Das Gebäude solle weniger als der Sitz einer Stiftung, sondern vielmehr als Haus der Künstler und der Künste wahrgenommen werden. Ein "Dienstleistungsort für die Belange der Akteure zeitgenössischer Kunst" solle hier entstehen. Es gelte eine gute Balance zwischen heimatlicher Verwurzelung und selbstbewusster Öffnung in die Welt zu finden. "Wir müssen hinaus in die Welt und Stipendien vergeben, aber auch die Ergebnisse in der Region fruchtbar machen", so Dorgerloh.

So ganz fertig ist ja das Haus noch nicht. "Es fehlen noch einige Details an der Fassade", sagte Direktorin Manon Bursian. Noch eine Stunde vor der Eröffnung habe man schnell den Bauschutt auf dem Fußweg beseitigt. Man wolle hier einen Raum bereitstellen, der den künstlerischen Charakter lebt. "Ein Labor für die Kunst, eine aufregende Plattform." Für 2012 versprach sich schon ein Ausstellungshighlight. Das Forum für Keramik wird im kommenden Jahr im Neuwerk 11 ausstellen.

Den Festvortrag zur Einweihung hielt die ehemalige Kulturstaatsministerin Christina Weiß. Sie zeigte sich erstaunt über den Andrang. Mehr als 400 Gäste waren zur Eröffnung gekommen, die meisten mussten stehen. "Kurz fassen kann ich mich trotzdem nicht", machte sie gleich zum Anfang deutlich, um dann ein Plädoyer auf die Kunst zu halten. "Die Kunst hält der Gesellschaft, in der sie entsteht, den Spiegel vor", so Weiß. Sie dankte Olbertz für den damaligen Mut, die Kunststiftung ins Leben zu rufen und mit einem Beirat zu versehen. "Das war ein kluger Schachzug." So eine eine Entpolitisierung der Kunst gelungen. Denn der Politik gebühre nicht die Anmaßung, über die fachliche Qualität der Kunst zu urteilen. Kunst müsse aufrütteln, bewegen und rühren, sagte Christina Weiß weiter. "Sie darf nicht gleichgültig machen."

Umrahmt wurde die Eröffnungsveranstaltung musikalisch von Cornelius Ochs (Baby Universal). Und auch der Eingangs erwähnte ehemalige Kultusminister Olbertz war gekommen.

Zudem wurde die neue Galerie mit der Ausstellung "Von hier aus" eingeweiht. Die Schau präsentiert Arbeiten von 11 ehemaligen Stipendiaten, die eigens für das Haus entstanden sind. Zu sehen sind Werke von Franca Bartholomäi, Christiane Budig, Xenia Fink, Andrea Flemming, Marc Fromm, Margit Jäschke, Claudia Klinkert, Bernd Neumann, Judith Runge, Uta Siebert und Dagmar Varady. In verschiedenen Techniken wie Grafik, Holzbildhauerei, Keramik, Installation, Fliesenmalerei und Zeichnung nehmen die Künstler auf die Besonderheiten des Raums Bezug. Zum Tag der offenen Tür am Sonntag, dem 4. Dezember, lädt die Kunststiftung ab 11 Uhr bei freiem Eintritt zur Besichtigung der Ausstellung sowie der neuen Galerie ein. Die Ausstellung ist bis zum 20. Januar 2012 mittwochs bis samstags von 14 Uhr bis 18 Uhr geöffnet. Eintritt: 3,– ermäßigt 1,– Euro.