Selbst.ständig.Frau – Eine Fotoausstellung von Ricarda Braun

von 29. August 2017

Ricarda Braun hat selbstständige Frauen aus Halle fotografiert und befragt. Mit den Portraits möchte sie den Betrachter selbst Antworten finden lassen. Sie zeigt die Vielfältigkeit der Wege und Möglichkeiten auf und macht Mut, auf den eigenen Lebensweg zu schauen.

Nur ein Drittel aller Einzelunternehmer, die neu gegründet haben, sind weiblich. Woran liegt das? Die Ursache liegt zum einen darin, dass Selbständigkeit in typischen Männerberufen eher verbreitet ist als in Frauenberufen. Zum anderen trauen sich Frauen weniger zu, überschätzen sich aber auch weniger. Frauen gründen zu 60 Prozent als Ein-Frau-Betrieb. Frauen muss man eher zur Selbständigkeit ermutigen, Männer dagegen häufiger auf den Boden zurückholen. Letztere sind oft so eingenommen von ihrer Idee, dass sie ihre Chancen nicht realistisch einschätzen.

Zum Zeitpunkt der Gründung eines eigenen Unternehmens verfügen Frauen meist über weniger Führungserfahrung als Männer. Dieser Mangel wird gewöhnlich rasch überwunden. 90 Prozent der Frauen, so die Analysen, gingen sehr bewusst an ihre Businesspläne heran. Frauen wollen eben erst expandieren, wenn sie schwarze Zahlen schreiben, statt vorschnell Schulden zu machen.

Das größte Hindernis zur Selbständigkeit ist für viele Frauen die Familie. Interessanterweise leben selbstständige Frauen generell häufiger mit Kindern im Haushalt als abhängig beschäftigte Frauen. Kinder beeinflussen den Schritt in die Selbstständigkeit positiv. Untersuchungen zeigen, dass insbesondere sehr junge Kinder die Selbstständigkeitsneigung von Frauen bestärken. Zum einen können selbständige Frauen durch die flexiblere Arbeitszeitgestaltung die Vereinbarkeit von Familie und Erwerbstätigkeit autonom gestalten. Zum anderen ist der Schritt in die Selbstständigkeit nach einer familienbedingten Erwerbsunterbrechung oftmals die einzige oder aber attraktivere Möglichkeit, wieder in das Berufsleben einzusteigen.

Nicht selten müssen junge Unternehmerinnen trotz allem Bemühen die Erfahrung machen, dass sich die Familie schnell vernachlässigt fühlt und rebelliert. Wenn der Staat also Unternehmerinnen fördern will, muss er bei der Familienpolitik anfangen. Selbständigkeit ist familienfreundlich – eigentlich. Doch es kann auch zum Problem werden. Nämlich dann, wenn sie sich aus Rücksicht auf die Familie nur in Teilzeit selbständig machen und kaum Geld damit verdienen. Für diese Frauen ist jedoch die Selbständigkeit oft die einzige Möglichkeit, überhaupt erwerbstätig zu bleiben, für Mütter oft der einzige Weg, überhaupt im Beruf zu bleiben.

Netzwerke spielen für den Erfolg einer Gründung und die unternehmerischen Tätigkeiten eine wesentliche Rolle. Da viele Frauen neben ihren beruflichen ebenfalls familiären Verpflichtungen nachkommen müssen, werden geeignete Netzwerke bewusster ausgewählt.

Die Ausstellung ist während der Öffnungszeiten des Ratshofes in der Zeit vom 05.09.2017 bis 28.09.2017 zu sehen!