Wagners Ring fürs Volk

von 2. November 2009

In den vergangenen Tagen hat HalleForum.de bereits darüber berichtet, dass die Opern-Tetralogie „Der Ring des Nibelungen“ von Richard Wagner erstmals seit 70 Jahren wieder in Halle (Saale) auf die Bühne kommt. Am Montag wurden nun weitere Details über das Kooperationsprojekt des Theaters im Pfalzbau Ludwigshafen und der Theater, Oper und Orchester GmbH Halle bekannt gegeben, einem "großen Projekt", wie es Halles Oberbürgermeisterin Dagmar Szabados nannte.

Demnach soll der Opernzyklus am 5. November in Ludwigshafen mit der Aufführung von Rheingold seine Premiere feiern. Am 20. und 22. November wird die Oper in Halle zu sehen sein. Walküre folgt am 23. und 25. September 2011, Siegfried am 28. und 30. April 2012 und Götterdämmerung am 28. und 30. September 2012. Die komplette Tetralogie wird vom 3. bis 9. März 2013 in Halle aufgeführt.

Die Neuinszenierung des „Rings“ liegt in den Händen des renommierten Theaterregisseurs Hansgünther Heyme. Er will mit der Aufführung eigenen Angaben zufolge „an andere Bevölkerungsschichten herankommen.“ So wolle er versuchen, das Stück für Jedermann verstehbar zu machen. Halles Generalmusikdirektor Karl-Heinz Steffens ergänzte, „wir wollen Weg vom Plüsch und dem reinen Kunsttempel-Ethos Bayreuths.“ Die Grundidee sei, dass Kunst die Menschen auf der Straße verführen solle. „Wir können nicht nur Oper und Theater für das Bildungsbürgertum machen“, war Oberbürgermeisterin Szabados ein. Heyme versprach ein Projekt, bei dem auch Jugendliche mit einbezogen werden sollen. Schüler der weiterführenden Schulen sollen demnach zusammen einen Patchwork-Vorhang gestalten, ein „Vorhang der Hoffnung“.

Aufmerksam beobachtet man auch im nahegelegenen Leipzig, wo Wagner 1813 das Licht der Welt erblickte, die Pläne. Doch Halles Oberbürgermeisterin Szabados machte deutlich, dass es keinesfalls ein Projekt gegen Leipzig sei. Der Kontakt nach Ludwigshafen sei durch GMD Steffens zustande gekommen, der in Ludwigshafen als Chefdirigent tätig ist. Oberbürgermeisterin Szabados will das deutsch-deutsche Projekt 20 Jahre nach der Wende auch als Signal verstanden wissen. „Wir zeigen der Bevölkerung, dass hier etwas zusammengewachsen ist.“

Außerdem verbinde Halle und Ludwigshafen die gemeinsame Geschichte als Chemie-Region. Zu DDR-Zeiten habe Halle zudem eine Städtepartnerschaft mit Ludwigshafen eingehen wollen. Von der DDR-Regierung sei dann aber die Partnerschaft mit Karlsruhe ausgehandelt worden, so Szabados.

Insgesamt kostet die Inszenierung 2,5 Millionen Euro, wird aber auch dem normalen Spielplanetat bestritten. Allerdings, so machte Halles Kultur-GmbH Rolf Stiska deutlich, hätte man ohne die Kooperation mit Ludwigshafen den Ring niemals finanziell stemmen können. Nun könnte sogar noch ein dritter Partner mit ins Boot kommen. Denn auch Heilbronn hat Interesse bekundet.