Das süße Drumherum des Süßen

von 7. Oktober 2009

(una) Sprengel und Suchard vom damaligen Klassenfeind waren der Anfang einer Sammelleidenschaft, die bis heute anhält. 1964 war Stanislav Krámský 12 Jahre alt, als sein Vater Schokolade dieser Firmen von einem Besuch aus Deutschland mitbrachte. Es waren die papiernen Grundsteine einer Sammlung. Heute, 45 Jahre später, sind es rund 125. 000 Sammelobjekte. Nicht nur das Papier, auch Tafelumschläge genannt, wurde gesammelt. Auch Schachteln und Dosen aus Blech, Karton oder Holz gab und gibt es noch heute als Umhüllung für die süße Versuchung. Und Werbung war immer schon wichtig, vor dem Zeitalter der elektronischen Medien waren die Werbeschilder ein wichtiger Werbeträger. Auch diese wurden gesammelt. Inzwischen gibt es natürlich nicht nur Sammelobjekte aus Deutschland. Aus rund 130 Ländern gibt es inzwischen Sammelobjekte. Manche Länder gibt es nicht mehr, wie die DDR. Rund 5.300 Hersteller sind in der Sammlung von Stanislav Krámský und seiner Frau Yvona vertreten. Auch viele Hersteller gibt es nicht mehr.

Jetzt gibt es eine neue Ausstellung im Halloren Galerie Café in der Delitzscher Straße. Denn Deutschlands älteste Schokoladenfabrik gibt es noch, zum Glück. Und hier gibt es vom Sammler Stanislav Krámský „Schokoladige Verpackungsschätze“ aus 40 Jahren DDR-Geschichte zu bewundern. Und wo, wenn nicht hier, bekommt der schöne Titel der Ausstellung „Schokoladengenuss in der DDR“ eine gewisse Symbolik. Für viele Besucher der Ausstellung wird es eine Zeitreise. Für die Jüngeren bis 25 ist es eine Reise in die unbekannte Vergangenheit. Für die Älteren ist es eine Reise in das „Ach ja“ und des „Weißt Du noch?“ oder auch des „Also daran kann ich mich nicht mehr erinnern“. Denn auf den Tafelumschlägen sind Preise aufgedruckt. Festpreise, würde man heute sagen, EVP, Einzelhandelspreis damals genannt. Und da gibt es verschieden Ausführungen der Währung. Es gibt DM (Deutsche Mark gültig von 48-64), MDN (Mark der Deutschen Notenbank 64-67) das M für (Ost)Mark, gültig bis Juni 1990. Auf vielen der älteren Tafelumschläge stehen sogar die Nährwertangaben, man war also schon vor vielen Jahren da wo wir heute wieder hinkommen wollen. Vertreten sind Drucke der Firmen der DDR-Süßwarenhersteller Zetti, Delitzscher, Halloren, Rotstern, TSW, Elfe, Elbflorenz, Berggold, Argenta und Konsu.
Neben den (mehr oder weniger) werbewirksamen Hauptaufdruck auf den Schokoladenumhüllungen gibt es aber auch kleine, unscheinbare Aufdrucke auf dem Papier. Wo wurde das Papier bedruckt? Denn das steht dort. Lupenklein allerdings. Und hier schließt sich ein Kreis, dem der Sammler Stanislav Krámský in seiner Sammelleidenschaft an diesem Ausstellunsort in Halle vielleicht nicht einmal bewusst war. VEB GRAVO-DRUCK HALLE (S) steht auf vielen. Ob auf allen, keine Ahnung. Für viele der Ausstellungsstücke ist es jedenfalls eine Rückkehr an ihren Entstehungsort. Nicht nur für die Hallorenfabrik wurde dort die Verpackung bedruckt. Neben den vielen anderen Firmen in der DDR wurde auch für Sprengel, Suchard und Co bei Gravo-Druck Halle die Verpackung gedruckt. Nach der Wende verschwand leider auch dieser Traditionsbetrieb in Halle. Aber das ist ein anderes, aber interessantes Thema. Vielleicht gibt es in der Schokoladenfabrik in Halle im Museum mal eine Rubrik über die Verpackung der Schokolade und der traditionsreichen Verpackungsdruckerei aus Halle.

Bis zum 12. Dezember gibt es die Ausstellung im Hallorencafé zu sehen. Wochentags von 9 bis 18 Uhr, am Samstag 9 bis 16 Uhr und sogar am Sonntag von 11 bis 17 Uhr hat man dazu die Gelegenheit. Geld für die Ausstellung braucht man nicht, der Eintritt ist wie immer frei. Stattdessen kann nach oder zu der Ausstellung die Besucher sich eine Tasse Kaffee und etwas Süßes gönnen. Dann hätten neben den optischen Sinnen auch die Geschmackssinne ein Erlebnis.


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