Ehrung für Curt Goetz

von 14. September 2010

„Das schönst an Halle ist der Bahnhof“ – dieses Zitat von Curt Goetz kennt wohl jeder. Am Freitag soll an den Schriftsteller erinnert werden. An der Curt-Goetz-Straße in Ammendorf werden Zusatzschilder angebracht, die auf den Namensgeber hinweisen werden. Gespendet wurde das Schild von Anne und Birgit Bauwe.

Monat für Monat versieht die Bürgerstiftung hallesche Straßen mit zusätzlichen Informationstafeln im Rahmen des Projekts „Bildung im Vorübergehen“. Jeder kann für ein solches Schild spenden.

Curt Goetz, wurde als Kurt Walter Götz am 17. September 1888 in Mainz geboren. Seit 1890 wuchs er in Halle (Saale) auf. Er wohnte mit seiner Mutter, die eine Privatklinik leitete, in der Forsterstraße 42 und besuchte das hallesche Stadtgymnasium. Über sein dortiges Examen schrieb er später in den „Memoiren des Peterhans von Binningen.“ Hieraus stammt auch das bekannte Zitat über Halle und seinen Hauptbahnhof:
„Das schönste an Halle – nach der Überzeugung weitgereister Leute, sofern sie sich nicht genieren diesen alten Witz anzubringen – sei jedoch Halles Hauptbahnhof, der infolge seiner Eigenschaft als wichtigster Eisenbahnknotenpunkt eine ideale Gelegenheit biete, diese Stadt nach allen Himmelsrichtungen zu verlassen. Glaubt ihnen nicht! Halle an der Saale beherbergt Peterhans von Binnigens Schülerliebe! Sie war, ist und bleibt also eine reizende Stadt!“

Durch seinen Großvater Wilhelm Rocco kam Curt Götz das erste Mal mit den Brettern, die die Welt bedeuten, in Berührung. Er debütierte in Rostock und schrieb erste Sketche. Von 1909-1911 war er am Nürnberger Theater. 1911 ging er nach Berlin, war dort an verschiedenen Häusern engagiert und verfasste nebenher auch eigene Boulevard-Stücke. 1912 heiratete er seine erste Frau, die Schauspielerin Erna Nittler, von der er 1917 wieder geschieden wurde. Curt Goetz spielte in verschiedenen Stummfilmen mit und verfasste erste Drehbücher. 1923 heiratete er die Schauspielerin Valérie von Martens, seine – wie er sie nannte – „angetraute Geliebte.“ Sie wurde ständige Lebens- und Bühnenpartnerin. Durch ihre einprägsame Darstellung wurden seine geistvollen Boulevard-Komödien unverwechselbar. Sie vollendete auch seine Memoiren. 1927 erfüllte sich Goetz einen großen Wunsch und gründete sein eigenes Theater-Ensemble, mit dem er durch die Lande tourte. 1923 siedelte er in die Schweiz über. Von 1939-1945 lebte und arbeitete er in Hollywood. Nach dem 2. Weltkrieg kehrte er in die Schweiz zurück. Ende der 50er Jahre zog er sich in sein Haus in Liechtenstein zurück. Er verstarb am 12. September 1960 in St. Gallen in der Schweiz und wurde in Berlin beigesetzt.

Goetz zeigte in seinen Stücken die große Kunst des hintersinnigen Spötters, voll von geistreichem Witz. Dabei ist sein Spott immer menschlich. Es sind lauter Geschichten vom Lieben und Lachen, wie Goetz sie selber nannte, und von „der unermüdlichen Suche nach den Mikroben der menschlichen Dummheit“. Goetz stellte die menschlichen Schwächen heiter-ironisch, auch sarkastisch oder grotesk dar. Goetz selber: „Der Komödienschreiber wird in dem Maße zum Dichter, je weniger er verrät, dass er lehrt“. Er meinte, dass für alle wichtigen Dinge des Lebens ein großes Maß an Humor erforderlich sei, und dieser wiederum setze einige Herzensgüte voraus. „Gelehrt sind wir genug! Was uns fehlt ist Freude, was wir brauchen ist Hoffnung, was uns not tut ist Zuversicht, wonach wir dürsten ist Liebe und wonach wir uns verschmachten ist Frohsinn!“ (aus: Dr. med. Hiob Prätorius). Der Schauspieler Curt Goetz war der beste Interpret seiner eigenen Stücke. Ein Künstler von Format, ein liebenswürdiger Charmeur mit einer selbstverständlich wirkenden Natürlichkeit. Er zeigte uns in seinen Komödien, dass auch der Alltag voller Witz und Poesie steckt und dass uns gegen die menschliche Dummheit mit dem Humor eine vortreffliche Waffe in die Hand gegeben wurde. Einige seiner satirischen, komödiantischen Theaterstücke sind: „Nachtbeleuchtung“, „Das Haus in Montevideo“, „Hokuspus“, „Lampenschirm“, „Frauenarzt Dr. Prätorius“ „Tote Tanten und andere Begebenheiten“, die teilweise auch verfilmt wurden.

Ein Denkmal von Curt Goetz steht in Halle auf dem Universitätsplatz neben dem der Theater-Ikone Striese. Sein Schöpfer, der Bildhauer Michael Weihe, sagte darüber: „Am Denkmalsgesicht kann man ablesen, ob man an- oder ausgelacht wird, oder sich seinen Teil denken.“ Der Initiator dieser Goetz-Ehrung, Peter Sodann, bemerkte: „Er ist für mich ein ganz großer Geist der Stadt Halle, er hat sich in der Literatur verewigt.“

Quellen:
„Kleine Geschichten aus Sachsen-Anhalt“ , Engelhorn-Bücherei, S. 105 – 118
„Der Neue Weg“ v. 16.04.1960
„LDZ“ v. 17.12.1985
„LDZ“ v. 21.08.1986
„Hallesches Tageblatt“ v. 17.02.1994
„MZ“ v. 08.10.1994