Medizinische Fakultät verleiht Wilhelm-Roux-Preis

von 12. November 2010

In der Kinderheilkunde beruhen noch immer viele medikamentöse Therapien auf Erfahrungswerten. Denn der allgemein anerkannte Wirksamkeitsnachweis durch klinische Studien fehlt meistens. Doch diese sind wichtig, um die Behandlungsqualität zu sichern. Eine dieser Lücken konnte Dr. Ulrike Uhlig (Universitätsklinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendmedizin) schließen. Sie wies im Rahmen einer Studie nach, dass der Wirkstoff Dimenhydrinat bei Kindern mit Gastroenteritis die Erbrechensfrequenz senkt, jedoch keinen Einfluss auf die Flüssigkeitsaufnahme hat. Für diese Erkenntnis wurde sie am Donnerstag mit einem Festakt im Löwengebäude von der Medizinischen Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg mit dem Wilhelm-Roux-Preis für Nachwuchswissenschaftler ausgezeichnet. Der Preis ist mit 5.000 Euro dotiert. Zwei Mal im Jahr ehrt die Medizinische Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg mit einem akademischen Festakt Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die an der Einrichtung habilitiert beziehungsweise promoviert haben.

Zur wissenschaftlichen Arbeit von Dr. Ulrike Uhlig: Etwa der Hälfte der Kinder mit Gastroenteritis und Erbrechen wird im ambulanten Bereich das Mittel Dimenhydriant verschrieben. Doch die medikamentöse Behandlung findet ohne spezielle pädiatrische Zulassung statt – wie bei den meisten Medikamenten, die ihren Einsatz bei Kindern finden, denn klinisch kontrollierte Studien fehlen. Die heutige Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin initiierte eine prospektiv randomisierte Studie. In dieser Studie konnte nachgewiesen werden, dass das Medikament die Erbrechensfrequenz signifikant senkt. Zudem sei das Medikament gut verträglich, habe aber keine positiven Effekte auf Krankheitsdauer. Bei der Gastroenteritis handelt es sich um die zweithäufigste Infektionskrankheit bei Kindern. In der Anfangsphase tritt häufig Erbrechen auf. Das untersuchte Medikament wird in Deutschland Kindern etwa eine Million Mal im Jahr verschrieben.

Die 34-jährige Kinderärztin und Mutter zweier Kinder stammt aus Baden-Württemberg und studierte in Tübingen Medizin. Seit Dezember 2007 arbeitet sie an der halleschen Universitätsklinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendmedizin. Zuvor war sie am Universitätsklinikum Leipzig beschäftigt und startete dort auch die nun ausgezeichnete Studie. Sie freute sich sehr über die Auszeichnung und betonte, dass die multizentrische Studie das Ergebnis einer ausgezeichneten Zusammenarbeit in einem Team darstelle.

Aus privaten Gründen verlässt Ulrike Uhlig Anfang kommenden Jahres Halle in Richtung Universität Oxford. Der Dekan der halleschen Medizinischen Fakultät, Professor Michael Gekle, bedauert dies zwar, sieht darin aber auch einen Beweis, dass die hallesche Universitätsmedizin sehr gute und gefragte Nachwuchswissenschaftler ausbildet.