Totengedenken zum Ewigkeitssonntag

von 21. November 2010

Mit Gedenkgottesdiensten, Konzerten und musikalischen Andachten wurde am Sonntag in verschiedenen halleschen Kirchgemeinden an die im Kirchenjahr Verstorbenen erinnert. So spendete Marktkirchenpfarrerin Sabine Kramer Trost und Segen auf dem Stadtgottesacker. Im Gottesdienst erklangen dabei auch Werke des hier begrabenen Johann Anastasius Freylinghausen.

In der Mötzlicher Kirche St. Pankratius wurde zudem an die Opfer der Konzentrationslager der Nationalsozialisten erinnert. Tausende Fremd- und Zwangsarbeiter mussten in den Siebel-Flugzeugwerken arbeiten und waren in vier Lagern – davon eines als Außenstelle des KZ Buchenwald – auf dem Gebiet Mötzlichs untergebracht. Seit 2008 wird am Friedhofskreuz des Mötzlicher Friedhofs der Toten gedacht.

Am Friedhofskreuz wurden Kerzen abgestellt. “Kerzen spenden nicht nur Licht in dieser dunklen Jahreszeit, sie strahlen auch Wärme aus”, sagte Pfarrerin Grietje Neugebauer. Sie zeigen zudem, dass die Verstorbenen im Gedächtnis weiterleben. “Dieses dunkle Kapitel in unserer Heimatgeschichte soll nicht mehr verblassen.” Erinnert hat Pfarrerin Neugebauer aber auch an jene, die den Mut hatten, den Nationalsozialisten zu widerstehen.

Der Ewigkeitssonntag oder Totensonntag ist in der evangelischen Kirche in Deutschland ein Gedenktag für die Verstorbenen. Als letzter Sonntag vor dem ersten Advent beendet er das Kirchenjahr. Am Ewigkeitssonntag ist es üblich, Friedhöfe zu besuchen und Gräber zu schmücken. In Gottesdiensten wird der im vergangenen Kirchenjahr Verstorbenen gedacht und in Gebeten der Hoffnung um Auferstehung Ausdruck verliehen.

In allen Kulturen, Religionen und Konfessionen nimmt das Totengedenken einen wichtigen Platz ein und gehört zum menschlichen Zusammenleben. Allerdings lehnten die Reformatoren den katholischen Seelenkult ab und schafften das Allerseelenfest (2. November) in den evangelischen Kirchen ab. König Friedrich Wilhelm III. von Preußen ordnete 1816 an, jeweils am letzten Sonntag des Kirchenjahres, dem letzten Sonntag vor dem 1. Advent, der Verstorbenen zu gedenken. Dieser Feiertag wurde schnell von anderen evangelischen Landeskirchen übernommen, der Totensonntag ist also in gewisser Weise das evangelische Gegenstück zur Feier von Allerseelen.