Universitätsklinikum führt Hebammengeleiteten Kreißsaal ein

von 8. Februar 2012

Die Hebammen der halleschen Universitätsklinik und Poliklinik für Geburtshilfe bieten ab sofort einen besonderen Service für werdende Mütter an: Im Hebammengeleiteten Kreißsaal überwachen und leiten ausschließlich erfahrene Hebammen die natürlich verlaufende Geburten in eigener Verantwortung. In einer ungestörten Atmosphäre, abseits des Klinikalltags an einem Universitätsklinikum, können Schwangere ihren Nachwuchs zur Welt bringen. Die Hebammen sorgen für eine familienorientierte Atmosphäre ohne die Anwesenheit zusätzlicher Personen (beispielsweise Studierende oder Praktikanten). Die Frauen können selbstbestimmt entscheiden, wie ihr Kind zur Welt kommen soll.

„Bei Abweichungen vom Normalverlauf wird selbstverständlich der Arzt gerufen“, sagt Oberhebamme Heidrun Jakob. Der Direktor der Klinik, Professor Dr. Michael Tchirikov, betont: „Im Vordergrund steht für uns die Sicherheit von Mutter und Kind. Diese ist im Perinatalzentrum rund um die Uhr gewährleistet.“ Die Schwangere und deren Partner sollen aktiv in den Geburtsverlauf einbezogen werden. „Wir werden dabei individuelle Wünsche und Bedürfnisse berücksichtigen“, erklärt Heidrun Jakob, die ein Team von 17 Hebammen anleitet.

Die Hebammen beraten über die unterschiedlichsten Entbindungstechniken (beispielsweise Einsatz von Gebärhocker, Entbindungswanne oder Halteseil), die die Geburt positiv beeinflussen und unterstützen. „Zusätzlich zur Förderung des Wohlbefindens bieten wir alternative Behandlungsmethoden, wie Homöopathie, Akupunktur, Aromatherapie und Massagen für das Wohlbefinden der werdenden Mutter an.“

Die Begleitung beginnt bereits Monate vor der Geburt. Die Mütter erhalten dabei eine feste Bezugsperson, die sie intensiv begleiten und auf die Geburt vorbereiten wird. Die Frauen können sich auch stets für einen arztgeleiteten Kreißsaal entscheiden. Voraussetzung für eine hebammengeleitete, natürliche Geburt ist jedoch, dass die Schwangere sowie das Baby gesund sind und die Schwangerschaft unauffällig verlaufen ist. Bei Mehrlingsgeburten und ungewöhnlichen Lagen des Kindes übernehmen Ärzte wie gewohnt die Geburt, auch, wenn beispielsweise eine Frühgeburt ansteht oder Mutter und Kind gesundheitliche Probleme haben. Ein mit den Geburtshelfern erstellter Kriterienkatalog ist für die Hebamme die Basis, wann sie einen Arzt, beispielsweise bei Komplikationen, hinzuziehen muss. Vorreiter auf dem Gebiet der Hebammengeleiteten Kreißsäle sind skandinavische Länder, Großbritannien, Österreich und die Schweiz. Erst seit wenigen Jahren wird das Konzept auch in Deutschland angewendet. Internationale Erfahrungen zeigen, dass die Geburt in solch einem Kreißsaal genauso sicher ist wie in den üblichen Kreißsälen.