Hohe Flüchtlingszahlen als Chance für Sachsen-Anhalt ansehen

von 8. Oktober 2015

Drehte sich die politische und gesellschaftliche Diskussion einst darum, wie man die „Gefahr des Flüchtlingszustroms“ abwehren, ist der Diskurs heuer bestimmt durch die Frage nach einer menschenwürdigen Aufnahme und gesellschaftlichen Integration der aus größter Not zu uns Geflüchteten.

Probleme in den Kommunen nicht erst durch Flüchtlinge

Viele Probleme werden durch die erhöhten Flüchtlingszahlen sichtbar. So ist die teils gravierende Unterversorgung in den ländlichen Regionen auf den jahrelangen Abbau von Infrastruktur und den sich zunehmend verschärfenden Mangel an Fachkräften zurückzuführen. Das Fehlen von Personal im Gesundheits-, Betreuungs- und Bildungsbereich sowie ungenügende Nahverkehrsverbindungen sind Probleme, welche die Neuankommenden wie lokale Bevölkerung gleichermaßen treffen.

Zuwanderung als Chance

Die Flüchtlingsankunft sollte hier als Chance ergriffen werden. Die Ansiedlung von Ärzten, die Erweiterung von Pflegeeinrichtungen, der Erhalt von Kitas und Schulen und der Ausbau des öffentlichen Nahverkehrsnetzes sind wichtige Maßnahmen, um die ländlichen Regionen attraktiver zu machen und so dem demografischen Wandel entgegenzuwirken. Der bereits spürbaren Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt muss durch die Gewinnung bzw. Qualifizierung von Flüchtlingen für Mangelberufe, etwa im Gesundheits- und Pflegebereich sowie im Handwerk, begegnet werden.

Willkommenskultur als harter Standortfaktor

Soll dies glücken, muss Willkommenskultur als harter Standortfaktor angesehen werden, den es mit aller Ernsthaftigkeit zu stärken gilt. Eine geeignete Unterbringung, ein schneller und unkomplizierter Zugang zur deutschen Sprache, die Vermittlung in Arbeit oder Ausbildung sowie nicht zuletzt die breite Akzeptanz in der Bevölkerung, sind die wichtigsten Bausteine, damit Flüchtlinge hier nicht nur ein temporäres Aufnahme- sondern ein neues Heimatland vorfinden.

Gelingt es, die geflüchteten Menschen in Sachsen-Anhalt willkommen zu heißen und ihnen eine dauerhafte Bleibeperspektive zu eröffnen, so wird das Land nicht nur bunter, sondern auch erfolgreicher. Das Landesnetzwerk Migrantenorganisationen Sachsen-Anhalt (LAMSA) e.V. ist bereit, sich dieser Aufgabe zu stellen und zu unterstützen, wo es kann.

Das Landesnetzwerk (LAMSA) wurde im Jahr 2008 gegründet und vertritt seither die politischen, wirtschaftlichen und sozialen, sowie kulturellen Interessen der Bevölkerung mit Migrationshintergrund auf Landesebene. Es versteht sich als Ansprechpartner gegenüber der Landesregierung, allen relevanten Verbänden, Institutionen, sowie ähnlichen Migrantenorganisationen in anderen Bundesländern. Im März dieses Jahres gründete LAMSA einen gemeinnützigen Verein. Derzeit sind 81 Organisationen und Einzelpersonen im LAMSA vertreten.