Call-Center öffnen ihre Türen

von 13. April 2010

Das Telefon klingelt, man geht ran. Doch statt des erwarteten wichtigen Anrufs ist ein Call-Center dran, will Verträge verkaufen. So ist das gängige Klischee über Call-Center. Die halleschen Telefondienstleister wollen dem entgegenwirken und laden deshalb am 15. April von 10 bis 18 Uhr zum “Tag der offenen Call-Center” ein. Sieben Unternehmen sind dabei: buw, DLC, S-Direkt, Regiocom, Transcom, MZ-Dialog und walter sowie das Hirschinstitut als Ausbilder. “Eine traditionsreiche Veranstaltung”, wie Wirtschaftsdezernent Wolfram Neumann anmerkte. Und auch Wirtschaftsstaatssekretär Thomas Pleye hob die Bedeutung der Unternehmen für Sachsen-Anhalt hervor. 11.000 Beschäftigte sind immerhin in Sachsen-Anhalt in 80 verschiedenen Call-Centern tätig, Halle selbst liegt bei 4.700 Mitarbeitern in 13 Unternehmen. Sachsen-Anhalt stellt damit 12 Prozent aller Arbeitsplätze in Call-Centern.

Angefangen hat die Geschichte im Jahr 1996. Die Sparkasse richtete ihr S-Direkt-Call-Center in Halle ein und war damit das erste seiner Art in der Saalestadt. Von Tag der offenen Tür erhofft sich Thomas Henkel von S-Direkt eine Imageförderung. Zudem wolle man die Attraktivität der Jobs herausstellen. Vor allem die Jugend haben Henkel und sein Team dabei im Visier. “Unsere Zielgruppe sind künftige Azubis”, so Henkel am Dienstag bei der Vorstellung des Programms. Denn durch den demographischen Wandel spürt man auch in den Call-Centern einen Bewerberrückgang. Aktuell ist S-Direkt auch wieder auf der Suche nach Mitarbeitern. 50 Beschäftigte, 5 Azubis und 2 BA-Studenten werden aktuell gebraucht.

Auch Ewa Redel, Geschäftsführerin der MZ-Dialog GmbH, erhofft sich ein besseres Bild der Tätigkeit. Call-Center-Agent sei eine anspruchsvolle Arbeit, “die aber auch Spaß macht”, so Redel. “Das wird in den Medien immer nicht so gezeigt.” Zum Tag der offenen Türsollen bereits kleine Bewerbungsgespräche stattfinden. Daneben können Besucher den Telefonagenten über die Schulter schauen und so einen Einblick in die Arbeit bekommen.

Auf der Suche nach weiteren Mitarbeitern ist auch Simone Bentler, Leiterin buw customer care operations Halle GmbH. 5 Azubis sowie 40 Angestellte suche man aktuell. “Mit unserer Teilnahme und dem Einblick wollen wir den Jugendlichen zeigen, dass es bei uns eine Perspektive gibt.” André Teige, Geschäftsführer der regiocom Sales Service Halle GmbH, benötigt ebenso Verstärkung im zweistelligen Bereich.

Quasi für die Ausbildung verantwortlich ist Dr. Hartmut Hirsch, Geschäftsführer des Instituts für Sprachen und Wirtschaft. Mit Hilfe eines Förderprogramms will er nun 40 Personen zu Fach- und Führungskräften der Branche ausbilden. Er sitzt direkt an der Quelle und müsste Ahnung haben, warum die Region für Call-Center-Anbieter interessant ist. Es sei zum Beispiel die hohe Qualifikation. “Damit können wir wuchern”, so Hirsch. Auch das “sympathische hallesch” sei ein Kriterium. S-Direkt-Sprecher Henkel hob auch das “positive Klima für die Branche” im allgemeinen hervor. Daneben sei das Arbeitskräftepotential vorhanden, auch die Uni ist Standortvorteil. Eine Vertreterin vom ADAC-Call-Center DLC lobte zudem die gute Zusammenarbeit mit der Wirtschaftsförderung.

Ein oft diskutiertes Thema ist der Datenschutz. “Die Daten sind bei uns absolut sicher”, sagt Thomas Henkel. Heimarbeit sei auch aus Sicherheitsgrünen nicht möglich.

5.500 Besucher seien im vergangenen Jahr gekommen, erläuterte Silvia Tempel von der ARGE. Auf eine ähnliche Resonanz hofft man auch in diesem Jahr. Dazu sind auch wieder Langzeitarbeitslose eingeladen worden. Diese sollen, so Tempel, die “große Chance” nutzen. Denn der erlernte Beruf und die Berufserfahrung seien in diesem Job unwichtig.