Farbtupfer für Medizinerviertel

von 14. August 2009

(ens) Dreck, Lärm, Verfall – das Medizinerviertel in Halle (Saale) hat keinen ganz so guten Ruf. Doch seit Jahren schon kämpft eine Bürgerinitiative dagegen an. Ob Hundhaufen, Verfall oder mehr Grün – die Vereinsmitglieder sind immer zur Stelle. Und der jahrelange Einsatz wird nun belohnt. Seit einigen Monaten schon saniert die Hallesche Wohnungsgesellschaft HWG ein ganzes Quartier, am Donnerstag hat der Vermieter da Projekt vorgestellt. Insgesamt 85 Wohnungen sollen bis Februar nächsten Jahres in der Halberstädter, Dzondi- und Forsterstraße saniert werden. Schon am 1. September können die ersten 20 Mieter ihre neuen Wohnungen in der Dzondistraße 4 bis 6 beziehen.

An der Volkmannstraße, wo die HWG marode Häuser gekauft und anschließend abgerissen hat, entstehen wie vorgesehen Parkplätze. Diese sollen von der Hauptverkehrsstraße mit einer Lärmschutzmauer aus Natursteinen und Grünzonen getrennt werden. Im Innenhof, wo ebenfalls kleinere Gebäude entfernt wurden, soll eine grüne Oase entstehen. Ein Blickfang sollen auch die farbenfrohen Fassaden werden. “Eine Farbgebung, die dem Quartier ein positives Signal geben soll”, so Christian Zeigermann, Leiter von Grundstücksverkehr und -entwicklung im Unternehmen. Ermöglicht wurde die Umgestaltung durch Landeszuschüsse. Wichtig bei der Vergabe der Fördermittel war die Barrierefreiheit. So sind knapp die Hälfte aller Wohnungen barrierefrei zu erreichen, werden Fahrstühle angebaut und Rampen für Rollstuhlfahrer errichtet.

Doch die HWG hat noch mehr vor. 70 weitere Wohnungen werden voraussichtlich bis 2012 saniert, sofern die Fördermittel fließen. Insgesamt sollte die Umgestaltungsaktion 8 Millionen Euro kosten. Doch die HWG hat zwei Häuser in der Magdeburger Straße 31 und 33 zugekauft, um diese zu sanieren. Nun werden wohl mindesten 10 Millionen Euro ausgegeben werden müssen, so HWG-Chef Heinrich Wahlen. Der Vermieter und auch Stadtplaner Jochem Lunebach hoffen natürlich auch auf eine Belebung des Viertels und Senkung des Leerstands. “Das Quartier hat Potentiale, nur bisher hat der Impuls gefehlt.” Denn immerhin stehen jetzt im Medizinerviertel 60 Prozent aller HWG-Wohnungen leer. Eine verheerende Entwicklung, zumal das Viertel Potentiale wie die Nähe zum Bahnhof und eine gute ÖPNV-Anbindung vorweisen kann.

Doch schöne sanierte Häuser sind nur die eine Seite der Medaille. Die Bürgerinitiative kämpft schon lange um mehr Grün. Zusammen mit der HWG wurde das kurzerhand verwirklich, Pflanzkübel mit kleinen Bäumchen aufgestellt. Leider hatten Vandalen schon eine Stunde nach der Pflanzung die erse Pflanze herausgerissen. Mittlerweile hat die Stadt auch eine Konzeption zur Schaffung dauerhaften Grüns erstellt – sprich: ein Konzept zur Pflanzung von Bäumen. Das ist hier gar nicht so einfach durch die vielen unterirdisch verlegten Leitungen, so Jochem Lunebach vom Stadtplanungsamt. Die dadurch einhergehenden Umbaumaßnahmen würden in den sechsstelligen Eurobereich gehen. Ein Fördermittelantrag sei aber schon gestellt, so Lunebach. Auf der Südseite sollen die Bäume gepflanzt werden. Das ist auch bitter nötig, findet Lunebach. Die Straße sei bisher kahl, Bäume seien gesundheitsfördernd und würden das Viertel lebenswert machen.