Große Sorgen um den Wald

von 22. April 2020

Der Termin fand aufgrund der aktuellen Situation als Videoschalte statt. Es bestand Konsens, dass Stürme und Trockenheit die Entwicklung der Schadinsekten wie dem Borkenkäfer und von Pilzen als Schwächeparasiten begünstigt haben. „Auch jetzt sind die Böden im Land weiterhin ausgetrocknet, es fehlt der Niederschlag. Den Bäumen fehlt die Kraft, gegen die schon fliegenden Borkenkäfer anzukämpfen. Unser Wald ist das erste Opfer der Klimakrise“, stellte Ministerin Dalbert fest. Es sei jetzt zwingend, die Wälder klimastabil aufzubauen: Mischwälder mit Waldrändern, verschiedene Baumarten auf einer Fläche, angepasst an den jeweiligen Standort. „Die Wissenschaft liefert uns dazu wertvolle Erkenntnisse, die wir nun gemeinsam umsetzen müssen. Dabei wird niemand allein gelassen: Wir beraten und unterstützen die Waldbesitzenden und fördern die Beräumung der Wälder und den Waldumbau mit über 20 Millionen Euro im Jahr“, so Dalbert.

„Der Holzmarkt ist in schwierigem Fahrwasser“, stellte der Ministerpräsident fest. „In Sachsen-Anhalt arbeiten die Holzverarbeiter noch unter Volllast, aber in anderen Bundesländern sieht es schon schlechter aus. Einige Absatzmärkte wie Holzbau und Baumärkte sind eingebrochen. Exporte außerhalb der EU sind zum Erliegen gekommen. Damit haben die Waldbesitzer noch größere Schwierigkeiten, ihr Holz zu einem angemessenen Preis zu verkaufen.“ Und er ergänzte mit Blick auf Sachsen-Anhalt: „Unser Land ist besonders hart getroffen: Der Rückgang an Niederschlägen im Jahr 2019 beträgt mit 475 Litern je Quadratmeter über 13 Prozent gegenüber dem langjährigen Mittel von 547 Litern je Quadratmeter. Die Waldschäden sind im Bundesvergleich hoch, wir gehören zu den fünf am stärksten betroffenen Bundesländern. Da wir mit 26 Prozent über vergleichsweise wenig Waldflächenanteil verfügen, erhalten wir in Relation zu wenige Fördermittel des Bundes. Hier sind Korrekturen nötig.“

Bundesministerin Julia Klöckner wies auf die andauernde Trockenheit, die hohe Waldbrandgefahr in vielen Teilen Deutschlands und die Probleme, die der ausschwärmende Borkenkäfer zunehmend bereitet, hin: „Wir beobachten die Situation sehr aufmerksam, denn ein weiteres Dürre-Jahr würde dem Wald enorm zusetzen. Bereits jetzt sind viele Frühjahrspflanzungen vertrocknet und die Wiederbewaldung muss auf den Herbst verschoben werden. Wir brauchen den Wald – als Erholungsort, Wirtschaftsfaktor und vor allem Klimaschützer. Deshalb stehen wir an der Seite unserer Land- und Forstwirtschaft und nehmen ihre Sorgen und Befürchtungen sehr ernst. In diesem Jahr stellt allein der Bund 98 Millionen Euro für die Schadensbewältigung sowie 40 Millionen Euro für die Anpassung der Wälder an den Klimawandel bereit. Dieses Geld kann für die Räumung von Flächen, die Wiederbewaldung sowie für Waldschutzmaßnahmen, etwa gegen die Ausbreitung des Borkenkäfers eingesetzt werden. Darüber hinaus können die Länder auch Maßnahmen gegen die drohende Waldbrandgefahr finanzieren. Mit all unseren Bemühungen wollen wir Stabilität gewährleisten und Rahmenbedingungen schaffen, mit denen die Land- und Forstwirtschaft Waldbesitzer durch diese herausfordernde Situation kommt.“

Haseloff und Dalbert baten die Bundesministerin, die vom Bund bereitgestellten Fördermittel zur Beräumung der Wälder und der Aufarbeitung des Schadholzes auch für den landeseigenen Wald zur Verfügung zu stellen. Weiterhin sei eine Umverteilung der jedem Bundesland zugeteilten Fördermittel nötig, wenn sich abzeichnet, dass wesentliche Mehr- und Minderbedarfe in den Ländern bestehen. Klöckner wies darauf hin, dass die Möglichkeit zur Umverteilung der Mittel zu Mitte 2020 bereits jetzt beschlossen wurde, versprach aber, sich dafür einzusetzen, dass die von den Waldschäden besonders betroffenen Länder im Rahmen dieser Umschichtung entsprechend berücksichtigt werden.

Darüber hinaus wurde Klöckner gebeten, sich beim Bundesverkehrsministerium dafür einzusetzen, dass es wieder eine Ausnahme vom Kabotageverbot für Holztransporte gibt. Sie hat zugesagt, das zu unterstützen. Nur so könne eine zügige Beräumung der Wälder hierzulande erfolgen. Weiterhin sei eine dauerhafte Aufnahme der Unterhaltung von Holznasslagern in die forstliche Förderung notwendig, betonten Haseloff und Dalbert.