Immer weniger “normale” Arbeitsverhältnisse

von 2. August 2011

Vollzeit, unbefristet und fest angestellt – das typische Normalarbeitsverhältnis ist zwar immer noch die Regel. Allerdings sank ihre Zahl in Sachsen-Anhalt von 660.200 auf 604.200. Stattdessen arbeiten die Erwerbstätigen heute vermehrt auch befristet, in Teilzeit-, Minijobs oder in Zeitarbeit. So erhöhte sich die Zahl der Personen in sogenannten atypischen Beschäftigungsverhältnissen um mehr als ein Drittel, von 212.500 auf 285.900 Personen. Besonders deutlich war der Zuwachs bei den Zeitarbeitnehmern, deren Zahl sich von 8.400 auf 23.100 fast verdreifacht hat. Die Teilzeitbeschäftigten erhöhten sich um über 40 Prozent von 102.700 auf 144.600 Personen. Die Zahl der Mini-Jobs stieg um fast 17 Prozent von 101.400 auf 118.200.

Nach Angaben von Kay Senius, Vorsitzender der Geschäftsführung der Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thüringen der Bundesagentur für Arbeit, könnte der Trend zu weniger Vollzeitjobs gestoppt werden. Grund sei der steigende Bedarf an Fachkräften. „Wer künftig gut qualifizierte Arbeitnehmer sucht, muss diesen eine Perspektive im Unternehmen bieten, Möglichkeiten schaffen, Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen und nicht zuletzt berufliche Aus- und Weiterbildung zum Standard der Unternehmenskultur machen“, meint Senius.

Mit Sorge betrachtet die Arbeitnehmervertretung im Verwaltungsrat der Bundesagentur für Arbeit die strukturellen Veränderungen in der Arbeitswelt. Dies begünstige eine Ausbreitung von instabilen, wenn nicht gar prekären Erwerbsbiografien. „Wir alle sollten ein großes Interesse daran haben, dass stabile und existenzsichernde Arbeit das Berufsleben bestimmen. Die Menschen dürfen nicht in einen Teufelskreis geraten, der von Minijobs, Leiharbeit, befristeter Beschäftigung und Arbeitslosigkeit geprägt ist“, betont Dr. Wilhelm Adamy, Sprecher der Arbeitnehmervertretung im Verwaltungsrat der Bundesagentur für Arbeit. Er plädiert für Aus- und Weiterbildung. Das verbessere die Beschäftigungsstruktur und das Fachkräfteangebot. „Wenn die Arbeitgeber hingegen vorrangig auf Niedriglohnsektor und Zeitarbeit setzen sollten, droht sich ein Fachkräftemangel eher zu verstärken“, mahnt Adamy. In der jüngsten Wirtschafts- und Finanzkrise habe sich das Normalarbeitsverhältnis als außerordentlich flexibel erwiesen. Arbeitszeitkonten sowie Kurzarbeit hätten maßgeblich zur sozialverträglichen Abfederung der Krise und zur Stabilisierung der Beschäftigung beigetragen.