“Kehraus” bei der Volksstimme

von 1. April 2011

Der Bauer Verlag mit seiner Magdeburger Volksstimme steht erneut im Kreuzfeuer der Gewerkschaft Verdi. Das Unternehmen versuche Betriebsräte und Gewerkschafter loszuwerden. „Mit Akribie werden Umstrukturierungen im Verlagskonzern vorgenommen, um Tarifbindung abzuschütteln und Interessenvertretungen zu zerschlagen“, kritisierte die Gewerkschaft. „Das Katz und Maus Spiel zieht sich bereits über viele Jahre. Die Spielvorlage jedoch ist immer die gleiche. Besonders haben es ihm die bei Verdi organisierten Betriebsräte angetan.“

Neueste Runde: Gegründet wurden die Volksstimme Bördekreis GmbH, Volksstimme Wernigerode UG und Volksstimme Börde UG. Dorthin sollten die Lokalredakteure Betriebsräte von der MBG Medien-Service-Harz-Börde GmbH wechseln. Die meisten hielten dem Druck nicht stand, stimmten dem sogenannten Betriebsübergang zu. Und kleine Firmen heißt: kein Betriebsrat. Und natürlich geringere Löhne, Verdi spricht von einem „Klassenkampf des Verlegers Bauer mit dem Handelsregister.“ Denn: Wegen der Übernahme der Aufträge durch die neuen Gesellschaften fiel die Geschäftsgrundlage der bisherigen Lokalredaktionen weg. Angebote für weniger Geld oder als Pauschalist weiterzuarbeiten hätten nicht alle Beschäftigten bekommen, so die Gewerkschaft, denen wurde stattdessen gekündigt. „Vornehmlich aber die Kollegen nicht, die als Gewerkschafter bekannt sind oder sich schon mal kritisch äußerten.“

Zum 31. August 2011 werden zudem alle 19 Drucker aus der Nachtschicht der Magdeburger Volksstimme gekündigt. Die Arbeit übernimmt ebenfalls eine neu gegründete Firma mit Leiharbeitern. Und das natürlich für weniger Geld. Ähnliche Praktiken gibt es auch bei einigen anderen Unternehmen. Ob die Journalisten der Volksstimme davon berichten dürfen?

„Die Löhne der Drucker halbiert, die Gehälter der Redakteure minimiert. Zahlt nun auch der Abonnent und Leser nur die Hälfte des Preises?“, fragte Verdi und lieferte die Lösung gleich mit. „Nein. Es geht es dem Verleger nicht darum die Kosten zu senken, weil er die Zeitung mit einem geringen Preis anbieten will. Es geht ihm nicht darum, dass Empfänger geringer Löhne in Sachsen-Anhalt sich die Volksstimme leisten können. Der Zeitungs- und Zeitschriftenverleger Heinz Heinrich Bauer hat nur die Steigerung seiner Gewinnmarge im Auge.“