Kriegsgedenken und Luckner-Ehrung

von 19. April 2012

 Um Punkt 10.55 Uhr läuteten in Halle am Donnerstagmittag die Glocken der katholischen und evangelischen Kirchen. Anlass war das Kriegsende vor 67 Jahren. Denn am 19. April 1945 war der Krieg für Halle vorbei. Am 15. April 1945 bereits hatten amerikanische Truppen die nördliche Stadtgrenze von Halle erreicht. Eine Reihe von Bürgern hatte damals Gespräche mit den gegnerischen Truppen initiiert und so eine Zerstörung der Stadt verhindert, unter ihnen auch der heute nicht unumstrittene Graf Luckner. Die 104. US-Division, die Timberwölfe, besetzte dann am 17. April weitgehend kampflos. Lediglich der Rote Turm wurde durch Artilleriegranaten in Brand geschossen, um darauf aufmerksam zu machen, was der Stadt bei Widerstand droht. Die Kampfhandlungen sollen offiziell am 19. April 1945 um 10.55 Uhr beendet worden sein.Superintendent Hans-Jürgen Kant erinnerte in seiner Gedenkpredigt an die Menschen, die mit ihrem umsichtigen Handeln zehntausenden Menschen das Leben gerettet und die radikale Zerstörung der Stadt abgewendet haben. Kant mahnte auch ein Ende aktueller Kriege an, „denn im Krieg sterben immer auch unschuldige Frauen und Kinder. Es werden Städte zerstört, Menschen verrohen, und Gerechtigkeit lässt sich allein mit militärischer Gewalt nie erreichen.“ Kant sagte weiter, „1945 wäre Halle fast in den Abgrund gefallen.“ 1.200 Menschen hätten bis dahin schon ihr Leben gelassen. Nach der offiziellen Gedenkfeier, bei der auch Oberbürgermeisterin Dagmar Szabados und ihr Stellvertreter Egbert Geier teilnahmen, ging es zum Wöhrl-Kaufhaus. Städtische Vertreter nahmen hier nicht mehr mit dran teil. An einer Seitenwand des Kaufhauses wurde eine Gedenktafel für die „Retter Halles“ angebracht. Hierauf sind die Namen der Hauptbeteiligten zu lesen, darunter auch der umstrittene Graf Luckner. Die Stadt selbst hatte vor zwei Wochen schon am Roten Turm ihre eigene Gedenktafel angebracht, allerdings ohne Namensnennung. Dafür gab es im Stadtrat keine Mehrheit.FDP-Stadtrat Gerry Kley, einer der Mitinitiatoren der neuen Tafel, sprach sich unter dem Applaus der anwesenden auch für eine Luckner-Straße aus. „Wenn wir 20 Jahre um die Tafel kämpfen mussten, werden wir auch so lange für eine Straße kämpfen“, machte er deutlich. Man ehre die genannten Personen, weil sie zur richtigen Zeit das Richtige getan hätten, so Kley, „auch unter Gefahr des eigenen Lebens.“ 250.000 Menschen in Halle seien zum damaligen Zeitpunkt von einem flächendeckenden Bombardement mit neu entwickelten Bomben bedroht gewesen.