Reilschule ist jetzt Europaschule

von 2. November 2011

Schulpartnerschaften nach Polen, Großbritannien und Armenien, sogar Schüleraustausche nach Sardarapat, dazu zweisprachiger Unterricht in Biologie und Geografie: dieses Engagement der Sekundarschule „Johann Christian Reil“ in Halle (Saale) wird nun gewürdigt. Am Mittwochvormittag bekam die Schule im Rahmen eines Festaktes den Titel "Europaschule" verliehen. Es ist damit die 18. derartige Einrichtung in Sachsen-Anhalt.

„Europaschulen vermitteln eine weltoffene und internationale Sicht“, sagte Kultusstaatssekretär Dr. Jan Hofmann. „Wer das Leben und die Kulturen anderer Völker verstehen möchte, muss sich mit ihnen austauschen und von ihnen lernen.“ Die hohe Anzahl an Europaschulen in Sachsen-Anhalt sei beispielhaft für das Interesse am interkulturellen Zusammenleben, so der Staatssekretär.

Die Reil-Schule ist inmitten von Gymnasien die einzige Sekundarschule, die Kontakte nach Armenien hält. Nach Lodz startet nächste Woche eine Reise. An der Schule werden Schüler mit Migrationshintergrund für ein bis zwei Jahre in der internationalen Klasse (IKL) zusammengefasst. Sie werden mit der deutschen Phonetik, mit Wort und Schrift vertraut gemacht. Darüber hinaus gibt es erste Angebote im Fachunterricht. An der Schule gibt es bereits einen Anfänger- und einen Fortgeschrittenenkurs. Nach Bestehen eines Spracheignungstests wechseln diese Schüler in Regelklassen der Schule. Dabei besteht die Möglichkeit, die Leistungsbewertung bis zu zwei Jahren auszusetzen.

An Projekttagen zum Thema „Europa“ informierten sich die Schüler auf vielfältige Weise über die einzelnen europäischen Staaten und den Einigungsprozess zur EU. Ausländische Schüler stellten in Dokumentationen ihre Heimatländer vor, zeigten Sitten, Gebräuche und boten landestypische Speisen zum Verkosten an. Europa-, Bundes- und Landtagstagsabgeordnete standen Schülern zu aktuellen Fragen der europäischen Entwicklung Rede und Antwort.

Jugendgruppen, mehrere Schulen, darunter die Reil-Schule, und Vereine aus vier Ländern waren am Projekt „Das Gestern im Heute – Acting for Democracy“ beteiligt. Über ein Jahr führten sie viele kreative Workshops, Diskussionsrunden, Recherchen, öffentliche Veranstaltungen, Fortbildungen, internationale Begegnungen und viele weitere Aktivitäten erfolgreich durch.

Die traditionell durchgeführten Projekte und Projektfahrten finden ein großes Echo: So die einwöchige Erlebnissprachreise nach Großbritannien, die die Übernachtung in Gastfamilien und den Besuch der Partnerschule St. Mary’s in Bexhill einschließt. Schüler der 9. bzw. 10. Klassen besuchen im Rahmen eines Geschichts-Projektes das ehemalige Konzentrationslager in Auschwitz und bringen ihre Eindrücke in Präsentationen zum Ausdruck.

Europaschulen in Sachsen-Anhalt haben eine lange Tradition: Die Europaschulbewegung im Land geht auf das Jahr 1991 zurück, als in Dessau das Pilotprojekt „Schule für europäische Begegnung, Bildung und Erziehung“ gestartet wurde. Mit diesem Pilotprojekt und der Weiterführung 1992 als Modellversuch „Lernen für Europa“ war Sachsen-Anhalt Vorreiter in der bundesdeutschen Europaschulbewegung. Der Titel „Europaschule“ wird vom Kultusministerium des Landes Sachsen-Anhalt vergeben, erstmals wurde im Mai 1994 ein Schulname mit dem Zusatz „Europa“ versehen.