Schulentwicklung: dritte Lesung folgt

von 1. Dezember 2009

Der Bildungsausschuss der Stadt Halle (Saale) wird sich im Januar in einer dritten Lesung mit dem Schulentwicklungsplan beschäftigen. Zwar brüteten die Stadträte und sachkundigen Einwohner am Dienstagabend vier Stunden über dem Papier, kamen aber wegen offener Fragen zu keiner endgültigen Klärung. Die Stadt will alle angebrachten Änderungsvorschläge in eine neue Beschlussvorlage einfließen lassen und diese im Januar dem Ausschuss vorlegen, so Bildungsdezernent Tobias Kogge. Die Vorlage sieht unter anderem die Fusion von Rosengarten- und Huttenschule und ein Losverfahren bei Gymnasien vor.

Die Räte folgten dem Vorschlag der Verwaltung, eine Bedarfs- und Auslastungsanalyse der Grundschulstandorte der Innenstadt zu erstellen. Zunächst wollte die Stadt nur die südliche Innenstadt einbeziehen. Dabei sollen auch Änderungen von Schulbezirken geprüft werden. In den Fokus rückt dabei vor allem die Johannesschule, die bereits jetzt fünfzügig ist. Perspektivisch würden der Schule sogar acht Klassenzüge drohen. Mit der Analyse soll dem entgegengesteuert werden.

Einigkeit herrschte bei den Räten über die Einführung eines Losverfahrens. “Diese Variante ist nicht ideal, aber Schuleinzugsbereiche sind noch schwieriger”, so Hendrik Lange (Linke). Der Schritt sei notwendig und demonstriere auch nach außen, “dass wir gewillt sind die Standorte zu erhalten.” Klaus Hopfgarten (SPD) sieht zwar das Losverfahren ebenfalls nicht als die optimalste Lösung an, “aber es ist ein Kompromiss, mit dem sich die Bürger hoffentlich anfreunden können.” Auch Andreas Schachtschneider und Martin Bauersfeld (CDU) sprachen für das Losverfahren. “Es ist ja nur eine Option”, so Schachtschneider, “die bei ausgeglichenem Anwahlverhalten nicht greifen muss.” Man wolle die Eltern motivieren, ihre Kinder schon jetzt anzumelden. Das scheint auch zu funktionieren. 62 Interessenten hätten sich allein am Christian-Wolff-Gymnasium gemeldet, so Schulleiterin Frau Goldberg. Im aktuellen Schuljahr lag die Schule bei gut 40 Schülern und stand auf der Kippe. Sollte der Stadtrat dem Losverfahren zustimmen, wird im nächsten Jahr wieder ausgelost. Um Klagen von Eltern zu umgehen, will die Stadt deshalb in ihrer Schulentwicklungsplanung die Aufnahmekapazitäten der städtischen Gymnasien begrenzen. An Südstadt-, Wolff- und Giebichenstein-Gymnasium sollen jeweils 112 Schüler in vier Klassen aufgenommen werden, am Herder-Gymnasium 84 Schüler in drei Klassen und an den KGS Humboldt und Hutten je 56 im Gymnasialbereich. Dass die Eltern das nicht wortlos hinnehmen, ist auch Dezernent Kogge klar. “Mir ist klar, dass es Ärger geben wird.”

Erneut Diskussionen gab es um die Förderschulen. Die Stadt will jetzt eine Schulbedarfsprüfung veranlassen. Die Debatte drehte sich hauptsächlich um die Schule am Jägerplatz. Hier werde in den nächsten Jahren die notwendige Schülerzahl nicht erreicht, eine Ausnahmegenehmigung durch das Landesverwaltungsamt damit unwahrscheinlich. Auf der anderen Seite gebe es in der Pestalozzischule genügend freie Raumkapazitäten. Auch mit Blick auf neue gesetzliche Vorgaben zum integrativen Unterricht, wonach Förderschüler stärker in normale Schulen eingebunden werden sollen, würden die Schülerzahlen weiter sinken. Eine Förderschule in der Stadt sei deshalb zuviel. Ob das die Jägerplatz-Schule sein wird, muss der Stadtrat letztenendes entscheiden. Auch das wird harte Debatten nach sich ziehen. Das zeigte schon die Ausschusssitzung. Während eine Sanierung der Jägerplatzschule 120.000 Euro kosten würde, seien für die beiden Förderschulen in Neustadt 3 beziehungsweise 5 Millionen Euro notwendig. “Für mich bleibt deshalb nur die Schließung einer Schule in Neustadt übrig”, so Katja Raab (FDP). Auch sonst wurde in den Diskussionen deutlich, dass die Räte gegen eine Schließung der Jägerplatz-Schule sind.

Unterdessen wollen die Linken im Januar einen Antrag einbringen, wonach eine Bedarfsanalyse zu einer weiteren Gesamtschule erstellt werden muss. Dazu sollen Grundschüler und ihre Eltern befragt werden. Die Verwaltung wird wohl eine Ablehnung empfehlen. In der jetzigen Situation von Umstrukturierungen im Schulbereich bringe das nur Unsicherheiten, sagte Dezernent Kogge.