Baustelle: Betreten erlaubt

von 25. Januar 2011

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Das Stadtmuseum in Halle (Saale) ist eine Baustelle. Das ehemalige Druckereigebäude wird saniert, hier soll mal die neue Dauerausstellung zur halleschen Stadtgeschichte zu finden sein. Doch einen Spalt weit öffnet sich das Museumsdepot schon jetzt und alle Interessierten können einen Blick in die aktuelle Ausstellung „Baustelle Stadtgeschichte – Das Museumsdepot öffnet sich“ werfen.

Man wolle Besuchern “Anregungen zum Mittun” geben”, sagte Kurator Erik Neumann. Er hat einige Exponate aus dem Depot geholt, die schon einmal zeigen sollen, was unter anderem später dauerhaft zu sehen sein wird. Das zum 1000-jährigen Stadtjubiläum (als man noch nicht wusste, dass Halle älter ist) angefertigte Stadtmodell gehört hier ebenso dazu wie der Kleine Trompeter “mit Farbspuren”, wie Neumann betont. Denn man wolle Werke zeigen, “die gelitten, gekämpft und gelebt haben.” Unter anderem können eine Kanzelsanduhr, eine Bettpfanne, Meisterbräu-Biergläser, ein Neustadtbild von 1973, ein Modell des MMZ und die Pforte des Neuwerk-Klosters bestaunt werden. Schon jetzt ist die Schau sehenswert. Das Ziel: “Wir wollen in der Bevölkerung eine Verankerung erreichen, die das Stadtmuseum dringend nötig hat”, so Neumann, der auch auf weitere Spenden von Exponaten hofft. Eine Audiostation lädt zu “erhören” hallescher Stadtgeschichte ein, vom Pferdegetrappel bis hin zum Geräusch der Niederflurstraßenbahn. Und an verschiedenen Stationen können die Besucher ihre Meinung kundtun, was ihnen besonders wichtig ist.

Bildungsdezernent Tobias Kogge hob die besonders reichhaltige Kulturgeschichte der Saalestadt hervor. Das gelte es nun besonders der Jugend deutlich zu machen, um eine Identität zu schaffen. “Damit die Jugendlichen einmal mit Stolz sagen können: 'Ich komme aus Halle'.” Deshalb wolle man nicht einfach nur eine Ausstellung hinsetzen, sondern alle Besucher auch beim Prozess der Gestaltung einbinden. “Es geht um das Gemeinsame Erleben beim Aufbau”, so Kogge. Schulklassen will er wieder begeistern, ins Stadtmuseum zu kommen. Auch deshalb wird die neue Ausstellung, die derzeit konzipiert wird, viele interaktive Elemente enthalten. Der Museumsbesuch solle kein Zwangsbesuch werden, “sondern Spaß machen.” Die Liebe für die Stadt wolle man wieder wecken. Bei der Zusammenstellung wolle man kein “Schulterklopfen”, meinte Kogge, “sondern kreative Hilfe.” Auch die kritischen Stimmen sollen gehört werden. Und es soll nichts ausgespart werden, auch kritische Punkte der Stadtgeschichte, umstrittene Persönlichkeiten werden hier ihren Platz finden. “Wir haben nicht nur Weichgespültes. Wir stellen uns der Vergangenheit. Lasst uns auf die Werkbänke der Geschichte schauen”, so Kogge.

Interims-Museumsdirektor und Stadtarchivar Ralf Jakob wies daraufhin, dass sich auch die jetzige kleine Ausstellung, die Lust auf mehr machen soll, immer wieder sehenswert ist. Denn alle paar Wochen würden die Exponate durchgetauscht.

Das Christian-Wolff-Haus ist von Dienstag bis Sonntag 10 bis 17 Uhr geöffnet.