Gift im Museum

von 2. März 2011

Die Gefahr heißt „Hylotox 59“. Dieses Holzschutzmittel wurde zu DDR-Zeiten auch in vielen Museen verwendet, um wertvolle Instrumente, Holzvertäfelungen oder historische Möbel vor Insektenbefall zu schützen. Vor Insekten hat das Mittel tatsächlich geschützt. Doch jetzt, Jahrzehnte nach der Behandlung, sondern eben jene behandelten Objekte Giftstoffe aus. Auf dem Holz bilden sich gefährliche Kristalle.

Und genau das wird auch im Händelhaus zum Problem. Gut 20 historische Instrumente aus dem 18. und 19. Jahrhundert können nicht mehr bespielt werden, sind kontaminiert, wie Händelhaus-Direktor Clemens Birnbaum bedauert. Im Zusammenarbeit mit den drei Fraunhofer-Instituten IPA (Stuttgart), Umsicht (Oberhausen) und IWS (Dresden) sollen nun Verfahren entwickelt werden, die gefährliche Schicht wieder abzutragen. “Dieses muss so schonend sein, dass man Kunstgegenstände damit behandeln kann“, sagte Stefan Ehricht, Restaurator für Musikinstrumente im Händelhaus. Gefördert wird die Entwicklung finanziell vom Dow-Olefinverbund. Später soll das Verfahren nicht nur im Händelhaus zum Einsatz kommen, sondern auch in anderen Museen in ganz Ostdeutschland, die vor dem gleichen Problem stehen.

Drei Möglichkeiten der Reinigung sollen nun ausprobiert werden. Im Vakuumwaschverfahren werden die Objekte in mit CO2-gefüllten Druckkammern gereinigt. Allerdings können auf diese Weise keine großen Objekte wie eben Pianos behandelt werden. Alternativ werden deshalb ein Laserverfahren und eine CO2-Schneestrahl-Technik getestet.

Ein Jahr lang sollen die Reinigungsverfahren nun verbessert werden. Die Forscher haben ihren Laser schon am Tafelklavier von Ignaz Hill zum Einsatz gebracht. Diese Ergebnisse sollen nun in die Forschung einfließen. Begleitet und überwacht werden die Untersuchungen mittels Vor-Ort-Messungen der Raum- und Prozessabluft, aber auch durch Materialmessungen um den Reinigungserfolg zu bewerten. Weiterhin sollen Vor-Ort-Analyse-Systeme erprobt und die Filtertechnik bei der Reinigung modifiziert werden. Das ist auch nötig, denn der Arbeitsschutz fordert strenge Maßnahmen.