Händels Halle

von 16. April 2011

Georg Friedrich Händel (1685-1759) ist die bekannteste Persönlichkeit der Stadt Halle. Obwohl der weltberühmte Komponist bereits im Alter von 18 Jahren seine Geburtsstadt verließ, gibt es in der Stadt zahlreiche Erinnerungen an ihn, angefangen vom Händelmuseum bis zum Händeldenkmal auf dem Marktplatz.

Der langjährige Leiter der halleschen Marienbibliothek unternimmt in seinem gerade erschienenen Bändchen „Händels Halle“ einen fiktiven Spaziergang durch Halle im Jahre 1699. Dabei begleitet er den 14-jährigen Georg Friedrich auf seinem täglichen Weg durch die Stadt.

Da ist der Schulweg vom elterlichen Haus in der heutigen Nikolaistraße 5 zum Stadtgymnasium auf dem Schulberg, wo die Kinder aus dem gesamten Stadtgebiet unterrichtet werden. Nach Beendigung des Unterrichts unternimmt der halbwüchsige Händel einen Spaziergang durch die Innenstadt, dabei lernt der Leser das bunte Treiben auf dem Marktplatz am Ende des 17. Jahrhunderts kennen.

Auch zahlreiche historische Gebäude werden bei diesem Spaziergang besichtigt, wie der hallesche Dom, wo der junge Händel vier Jahre später als Domorganist wirken wird, oder der Stadtgottesacker, wo Händels Vater und seine Großeltern begraben liegen.

Weitere Stationen seines Weges sind das künftige Waisenhaus des Pfarrers August Hermann Francke oder der Gasthof „Zum güldenen Adler“, eine beliebte Schankwirtschaft der halleschen Studenten. Der Rückweg führt Georg Friedrich schließlich über die Rannische Straße und den Alten Markt. Zum Schluss besucht er noch die Siedehütten der Halloren auf dem Hallmarkt.

Obwohl der Autor Händels Tagesablauf frei erfunden hat, sind doch alle Personen, denen er auf den 80 Seiten begegnet, historisch belegt und das sind immerhin knapp 140 Persönlichkeiten der halleschen Stadtgeschichte.

Das schmale Bändchen aus dem Mitteldeutschen Verlag ist eine willkommene Anregung, den fiktiven Spaziergang selbst zu unternehmen. Nach der Lektüre wird man mit wacherem Auge durch die Stadt gehen. Wie sagte doch Goethe: „Man sieht nur, was man weiߓ.

Manfred Orlick


Karsten Eisenmenger
„Händels Halle“
Mitteldeutscher Verlag Halle 2011, 7,90 €, 80 S., ISBN 978-3-89812-744-8