“Noch ist Polen nicht verloren”

von 9. November 2009

Am Samstagabend um 20 Uhr feiert im alten Fernsehstudio am Waisenhausring in Halle (Saale) das Stück "Noch ist Polen nicht verloren" von 14 Theaterakteuren der freien Spielgruppen theater halogen, Varomodi, Sonntagskinder und Theater Apron feiert Premiere. Das unter der Regie von Alexander Terhorst entstandene Bühnenwerk sieht sich in der Tradition von "Der große Diktator" von Charlie Chaplin und "Das Leben ist schön" von Roberto Benigni.

Zu sehen ist die Inszenierung nur im November. Und nur in Halle. Denn wegen Urheberrechtsproblemen wird "Noch ist Polen nicht verloren" zumindest in Deutschland nicht noch einmal woanders aufgeführt. Die Verlagsrechte laufen aus.

Wor gehen ins Jahr 1939, nach Polen. Eine Theatergruppe will das Stück "Gestapo" aufführen. Kurz vor der Premiere kommt es zum Verbot der Aufführung. Nur wenig später marschiert die Wehrmacht in Polen ein. Die Schauspieltruppe nutzt die bereits genähten NS-Uniformen, um den Widerstand zu unterstützen. Aus dieser Konstellation erwächst eine Satire auf das NS-Regime. Das Stück zeigt, wie eine Schauspieltruppe mit den Mitteln des Theaters die Methoden und Eigenheiten der NS-Diktatur für sich nutzen kann.

Ein besonderes Schmankerl hat sich die freie Theatergruppe bei der Besetzung der Figur Adolf Hitler überlegt. Der "Führer" wird von Nicole Kopf gespielt, mit deutlichen Anzeichen einer Schwangerschaft.

Ihre Uniformen haben sich die Theatermacher von den Filmstudios in Babelsberg geliehen.

Realsatire

Ebenso wie die Theatergruppe im Stück, hat die freie Schauspielschar mit einem Verbot der Stadtverwaltung zu kämpfen. Wie heute bekannt wurde, ist das bereits gedruckte und seit Freitag in Halle hängende Plakat zum Stück bei der Stadtverwaltung in Ungnade gefallen. Das Ordnungsamt hat für den heutigen Montag um 11 Uhr eine Entfernung aller im Stadtraum hängenden Plakate angeordnet. Der Titel des Stücks und die verzerrte Darstellung von Hitler seien "zynisch", so das Ordnungsamt an Ströer. Das der Wortlaut "Noch ist Polen nicht verloren" aus der polnischen Nationalhymne ist, scheint im Amt niemanden zu interessieren. Regisseur Alexander Terhorst sieht dieses Verhalten als Beweis für den immer noch problembehafteten Umgang mit nationalsozialistischer Symbolik. Laut Innendezernent Bernd Wiegand sei Ströer wegen des Plakats an das Ordnungsamt herangetreten. Dort habe man sich für ein Verbot entschieden. "Wir haben dann umgehend nach gemeinsam nach einer Lösung gesucht", so Wiegand. Deshalb sei der Vorschlag entstanden, über die Plakate den Zusatz "Groteske" zu kleben. Keinesfalls sei es um eine Zensur gegangen. Jedoch sei nicht auf den ersten Blick erkenntlich, dass es sich um eine Satire handelt.

Zu sehen ist die Inszenierung täglich außer montags zwischen dem 18. und 27. November um 20, sowie sonntags um 15 Uhr. Karten können unter 0345 – 685 7257 bestellt werden.