Plastik und Grafik

von 6. November 2012

Ernst Barlach findet 1906 durch eine Reise nach Russland zu seinem unverwechselbaren Stil, der auch seinen künstlerischen Durchbruch begründet. Der Künstler wird nie müde, das Unheil dieser Welt zum Ausgangspunkt seiner künstlerischen Arbeit zu machen und ihm besonders im Zusammenhang mit der Trauerarbeit nach dem 1. Weltkrieg Gestalt zu geben.

Käthe Kollwitzzählt zu einer der bekanntesten deutschen Künstlerinnen des 20. Jahrhunderts. Sie entwickelt trotz schwieriger Lebensumstände mit ihren Lithografien, Radierungen, Kupferstichen und Holzschnitten einen zeitlosen Kunststil. In ihrem Kunstschaffen thematisiert sie soziales, gesellschaftskritisches und sozialpolitisches Engagement.

Otto Pankok ist ein führender Künstler des expressiven Realismus in Deutschland, der in den 1920er Jahren seine eigene künstlerische Sprache findet. Die Inhalte seiner Werke sind ihm wichtiger als stilistische Experimente und die Botschaft ist stets der Form übergeordnet.

Pankok ist als Maler ein Einzelgänger, der seine eigene Welt erschafft, in der sich die reale stets widerspiegelt.

Ernst Barlach und Käthe Kollwitz sind Künstlerpersönlichkeiten, die nicht nur oft in einem Atemzug genannt, miteinander verglichen und verwandt dargestellt, sondern nicht selten auch miteinander verwechselt werden. Das mag daran liegen, dass ihre Werke und ihre künstlerischen Ausdrucksmittel auf den ersten Blick viel Gemeinsames aufweisen.

Otto Pankok stellt den Menschen und seine Würde ebenso in das Zentrum seiner Kunst. Sein Mitgefühl gilt den Verachteten, den Unterdrückten und den Verfolgten. Sein Schaffen reagiert sensibel und prompt auf die historischen und politischen Ereignisse seiner Zeit und findet in der Zeichnung, der Druckgrafik und der Skulptur eine Nähe zu Barlach und Kollwitz.

Die Ausstellung zeigt bei aller Nähe zwischen diesen drei Künstlern auch, wie unterschiedlich doch ihre geistigen Positionen sind: während Käthe Kollwitz, stets aus einem zutiefst weiblichen, der Welt zugewandten, in die Welt hineinzielenden Ansatz vertritt, stellt Ernst Barlach sein Werk in einen vor allem geistigen, metaphysischen, aus der Welt herausblickenden Kontext. Pankoks Werk hingegen ist engagiert und humanistisch.