Romeo und Julia in der Moderne

von 20. Juni 2010

Shakespeare – Tragödie – Freud – Leid oder doch nicht?

Die Handlung ist wohl jedem bekannt, zwei verfeindete Häuser, Montague und Capulet. Auf der einen Seite Julia, eine Capulet, auf der anderen Seite Romeo, ein Montague. Die Liebe bindet beide aneinander, doch die Familien haben dafür kein Verständnis. Eine heimliche Trauung beider soll die zwei Häuser näher zusammenbringen. Doch der Plan misslingt, auf beiden Seiten gibt es Opfer. Am Ende, nach einigen tragischen Verwirrungen und Irrungen, kommt es wie es kommen muss, nur ein Ausweg bleibt – erst der Tod vereint Romeo und Julia. Letztendlich beenden die Capulets und Montagues ihre Feindschaft, doch zu spät für das heimliche Liebespaar. Soweit die Originalfassung.

In der Neuaufführung der Tragödie und einer der berühmtesten Liebesgeschichte der Weltliteratur durch das Thalia Theater unter der Regie von Katka Schroth kommt viel, sehr viel Moderne in die angestaubten, aber keineswegs altbackenen Dialoge. Die Handlung spielt noch immer in Verona, allerdings liegt Verona wohl diesmal nicht in Italien, sondern in Sachsen-Anhalt respektive Halle, einige Jahrhunderte in der Gegenwart. Hallesche Gebäude, wie das Löwengebäude werden im Dialog verarbeitet. Das Pferd als Fortbewegungsmittel ist veraltet, mehr PS – ein Auto – braucht Verona. Mit Sekt, Chips und einer Zigarette danach beginnt und endet die Abendgestaltung auf beiden Seiten, welche stilecht durch Stacheldraht getrennt sind. Moderne und halbwegs originalgetreue Dialoge wechseln sich munter ab. Ab und an unterbrochen und unterlegt durch Pop- und Rocksongs, passend zur jeweiligen Szene. Mercutios (schwungvoll: Emanuele Peters) bereits im Original anzügliche Sprache, geht noch ein paar Stufen weiter, immer unterstützt mit dazu passenden Gesten. Auch Romeo (Florian Ulrich Stauch) und Julia (Conny Mews) hatten sichtlich Spaß an ihren Rollen.

Die Ausstattung der Beteiligten und der Szenen durch Petra Korink ist nicht überladen und dem Umfeld und Gegenwart angepasst. Capulets in Röcken und Montagues in einer Art Diskodress. „Verona“ leuchtet am Balkon. Im Käfig vor dem Balkon ein Huhn, welches fröhlich während der Balkonszene vor sich hin gackert. Nun mag man meinen, es sollte nur in Streitszenen einen Ton von sich geben, aber Tiere sind manchmal stur.

Allerdings vermisst man ab und an die Ernsthaftigkeit der Geschichte. Man lacht öfter, als das man leidet. Ja, es ist so gewollt, aber wollte dies auch der Zuschauer? Soll jeder selber entscheiden, oder wie Shakespeare an anderer Stelle und Werk so treffend formulierte „Wie es euch gefällt“.