50 Jahre Elektronenmikroskopie in Halle

von 12. April 2010

Halle (Saale). Wissenschaftsjubiläum in der Saalestadt: Vor 50 Jahren ist die Arbeitsstelle für Elektronenmikroskopie in Halle auf dem Weinberg Campus gegründet worden, die in das spätere Institut für Festkörperphysik und Elektronenmikroskopie der Akademie der Wissenschaften der DDR überging. Untrennbar verbunden ist die Entwicklung der Elektronenmikroskopie mit dem halleschen Forscher Heinz Bethge, der im Sommer dieses Jahres 90 Jahre alt geworden wäre. Die aus seiner Arbeit entstandene Anwendungsbreite der abbildenden Technik sowie die Verzahnung von Grundlagenforschung und Industriekooperation sind in Deutschland einmalig.
Die Elektronenmikroskopie hat in Halle Tradition. Nicht lange nach 1945 entwickelte sich an der halleschen Universität eine international anerkannte Schule für Angewandte Elektronenmikroskopie und Festkörperphysik. Heinz Bethge baute hier sein erstes Elektronenmikroskop. Bereits das zweite Mikroskop diente der weltweit bekannten Firma Zeiss als Grundlage für eine kommerzielle, serienmäßige Fertigung. Schließlich entstand auch ein hochauflösendes Emissionsmikroskop, welches zur direkten Abbildung von Oberflächen diente.

In den 60er Jahren entwickelte sich innerhalb der Physik die Festkörperphysik als eine dominierende Forschungsrichtung heraus, die unter dem Begriff material science eine enorme Ausweitung in der Forschung brachte. Diese Entwicklung nutzte Heinz Bethge um das Institut zu erweitern, etablierte das Bethge-Institut und führte es mit dem erworbenen weltweit zweiten Höchstspannungs-Elektronenmikroskop zu einem in Deutschland einzigartigem Zentrum für Angewandte Elektronenmikroskopie. In der Tradition Bethges wurde in den Folgejahren am Standort Halle das Spitzenniveau und die Leistungsfähigkeit beim Einsatz elektronenmikroskopischer Verfahren in der Materialwissenschaft ausgebaut.

Auf Empfehlung des Wissenschaftsrates gingen nach der Wende 1990 aus dem Akademie-Institut das Max-Planck-Institut für Mikrostrukturphysik und das heutige Fraunhofer-Institut für Werkstoffmechanik IWM hervor. Heute ist die elektronen- und ionenbasierte Mikrostrukturdiagnostik und Materialforschung ein wesentlicher Forschungsschwerpunkt in Halle. An der MLU ist hierzu das Landesexzellenznetzwerk »Nanostrukturierte Materialien« angesiedelt. Auf hohem wissenschaftlichen Niveau wird am Fraunhofer IWM geforscht: So werden für Bauteile der Mikroelektronik und Mikrosystemtechnik die Struktur-, Material- und Bauteileigenschaften charakterisiert, die Zuverlässigkeit von Mikrobauteilen bewertet und Prüfverfahren für Mikrodimensionen entwickelt. Wie am Fraunhofer IWM wird auch an der Martin-Luther-Universität und am Max-Planck-Institut für Mikrostrukturphysik grundlagen- und anwendungsrelevanten materialwissenschaftlichen Fragestellungen auf den Grund gegangen.