Pubertät die Rebellion gegen Alles, Hauptsache dagegen

von 10. Juli 2014

Damit Umzugehen ist für viele Eltern eine kräftezerrende Herausforderung, die nicht selten in blankem Unverständnis mündet. Allerdings: auch das Verhalten der Eltern nimmt entscheidenden Einfluss auf den Verlauf der Pubertät. Einfühlungsvermögen und Verständnis sind ebenso wichtig wie Regeln und Konsequenzen. Es gilt die richtige Mischung zu finden zwischen dem Setzen von Grenzen und dem Öffnen derselben.

Pubertät bedeutet Veränderung

Mit dem Einsetzen der Pubertät verändert sich für das heranwachsende Kind alles – Körper, Gefühle, Weltbild. Der kleine Mensch wird zur Großbaustelle. Schuld sind in erster Linie Hormone. Testosteron und Östrogen fordern den Körper auf, sich für den nächsten Lebensabschnitt bereit zu machen. Plötzlich wachsen Haare an Stellen, wo vorher keine waren, die Talgdrüsen spielen verrückt, genauso wie die Stimme. Sinn und Zweck der Pubertät ist die Reifung der Geschlechtsorgane. Das Kind entwickelt sich, um in ein paar Jahren selber Kinder in die Welt setzen zu können.

Rebellion gegen Alles, Hauptsache dagegen

Aber nicht nur der Körper auch das Gehirn des pubertierenden Sprösslings ist dabei sich fit zu machen für das selbständige Leben. Genau das ist der konfliktgeladene Knackpunkt – Selbständigkeit. Wie selbständig und verantwortungsbewusst der hormongeladene Heranwachsende ist, liegt im Auge des Betrachters. Die jeweiligen Einschätzungen diesbezüglich von Eltern und Kindern liegen eher selten auf dem gleichen Nenner. Der Jugendliche schreit nach Autonomie, während Mama und Papa die Leine stramm halten. Aber genau diese Ablösung des Kindes von den Eltern muss während der Pubertät geschehen. Die Leine muss nicht nur locker gelassen werden, sondern Schritt für Schritt komplett verschwinden.

Regeln vs. Freiheiten

Das bedeutet nicht, dass die Eltern sich zurücklehnen und ihr Kind machen lassen sollen, was es will. Natürlich braucht ein pubertierender Mensch Grenzen. Er muss lernen was es heißt Verantwortung zu übernehmen, was es bedeutet erwachsen zu sein. Das kann er jedoch nur, wenn ihm auch mit der richtigen Dosis an Freiheiten die Möglichkeit dazu gegeben wird. Entscheidend hierbei ist die Grundbedingung – Vertrauen – und zwar auf beiden Seiten. Eltern sollten Ihrem Kind zutrauen, bestimmte Dinge alleine zu meistern. Ansonsten wird der Prozess des Loslösens um ein Vielfaches erschwert. Aber: Mama und Papa müssen auch da sein, wenn das Kind Halt und Hilfe benötigt. Im Gegenzug werden sie mit Vertrauen belohnt. Wichtig ist, dass sich die Rollenverteilung nicht komplett verschiebt.

Kinder brauchen Eltern, die Eltern sind

Eltern sollten nicht versuchen, sich als bester Freund oder Freundin ihres Kindes zu etablieren. In der Phase der Pubertät wollen die Jugendlichen Mama und Papa nicht als Kumpel betrachten. Das müssen diese akzeptieren. Was die Sprösslinge allerdings brauchen, sind Eltern, die sich auch wie solche benehmen.

Minenfeld Kommunikation

Sinnvolle Gespräche mit ihrem pubertierenden Nachwuchs zu führen, die nicht in Diskussionen oder größeren Katastrophen münden, ist für viele Eltern gar nicht so einfach. Eine Lösung kann es sein, auf typisch elterliche Fragen zu verzichten bspw. „Wie war die Schule?“, „Wie geht es dir?“, „Willst du diese Turnschuhe nicht mal aussortieren?“ Solche Fragen lösen in den hormongestressten Köpfen der pubertierenden Kinder augenblicklich nur Widerwillen und Ablehnung aus. Hilfreich kann es sein, stattdessen von sich zu erzählen. Die Eltern könnten bspw. die Frage nach der Schule in eine Geschichte aus ihrer eigenen Schulzeit verpacken. Wenn Mama und Papa von ihren Schwierigkeiten im Job oder im Alltag erzählen, kommen sie viel leichter mit ihren heranwachsenden Kindern ins Gespräch und diese fangen wiederum von ganz alleine an, auch von ihren Problemen zu erzählen. Außerdem signalisieren Eltern ihren Sprösslingen dadurch, dass sie sie als gleichwertige Gesprächspartner anerkennen und fördern ganz nebenbei das Selbstbewusstsein der Jugendlichen.

Das Einsetzen der Pubertät muss nicht zwangsweise das Ende der Familien-Idylle bedeuten. Wann immer möglich sollte das pubertierende Kind mit einbezogen werden. Auch Eltern sind nicht perfekt. Wenn es einmal schwierig wird, spricht nichts dagegen sich Hilfe zu holen. Ratgeber können andere Eltern oder Lehrer sein. Auch ein Blick in unsere Link- und Literaturliste lohnt sich. Hier finden gestresste Eltern Hilfestellungen zu allen Problemen, die die Pubertät ihnen bietet.

Expertenchat zum Thema: Pubertät – Schluss mit lustig

Diplom-Sozialpädagoge Helmut Paschenbeantwortet die Fragen im Chat

Wenn der Nachwuchs mit Rauchen oder Trinken beginnt, die Schule schwänzt und die Eltern blöd findet, dann ist sie da, die Pubertät. In dieser schwierigen Lebensphase testen die Kinder ihre Grenzen aus und versuchen sich von Vater und Mutter zu lösen. Oft mit Wut, Zorn und Ablehnung. In dieser Zeit brauchen die Kinder vor allem die Stärke, aber auch das Verständnis ihrer Eltern. Doch wie gehen die Eltern am besten mit den Veränderungen um? Welche Regeln gilt es durchzusetzen oder neu auszuhandeln?

Welche Fehler sollten Eltern vermeiden? Diese und weitere Fragen sind Thema eines Expertenchats am Montag, den 14. Juli, von 20:00 Uhr bis 21:30 Uhr. Anbieter ist die mhplus Krankenkasse (www.mhplus.de) gemeinsam mit dem Beratungsportal “Gesundheit Online”. Die Fragen im Chat beantwortet der Diplom-Sozialpädagoge Helmut Paschen, Leiter der bundesweiten profamilia.sextra Online-Beratung. Wer den Rat des Experten einholen möchte, gelangt zum Chat unterhttp://mhplus.portal-gesundheitonline.de/….